Hallo! Neu hier und sehr verängstigt/verunsichert. :( Mögliche MPA?

Alles rund um das Leben mit Vaskulitis
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Die Tina aus W.
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Hallo! Neu hier und sehr verängstigt/verunsichert. :( Mögliche MPA?

Beitrag von Die Tina aus W. »

Triggerwarnung: Panikattacken und Angst vor dem Tod!

Hallo zusammen,
ich bin die Tina und neu hier! Ich bin 34, Archäologin und komme aus dem schönen Münsterland.

Ich möchte mich und meinen Leidensweg, und auch den damit verbundenen Leidensdruck, gerne vorstellen.
Vielleicht habt ihr zu all dem ja eine Meinung, Einschätzung, einfach ein paar tröstende Worte oder eine imaginäre Umarmung, denn mir geht es mit der ganzen Sache auch psychisch unfassbar schlecht. Ich fühle mich sehr überfordert mit der Situation und würde mich gerne einfach mal austauschen.

Seit September letzten Jahres leide ich unter verschiedensten Symptomen, seit Monaten suche ich Antworten und habe die Verdachtsdiagnose Vaskulitis bekommen, die aber keiner so wirklich bestätigen oder ausschließen kann. :(

Zu meiner Geschichte – ich versuche sie stark zu verkürzen bzw. sie nach Symptomen zu ordnen:

Gelenkschmerzen
Es begann Ende August 24 mit Schmerzen in meiner linken Schulter. Gemerkt habe ich sie nur bei wenigen, bestimmten Bewegungen – etwa, wenn ich den Arm eng an meine Brust gezogen (ich nenn es mal Ötzi-Pose :D) oder ich draufgelegen habe. Nach dem Aufstehen tat es dann eine Weile besonders weh, wurde aber immer rasch besser. Diese Schmerzen blieben etwa 6 Wochen. Der Orthopäde hat nichts gefunden.

Petechien
Anfang September 2024 habe ich dann auf meiner rechten Hand eine kleine punktförmige Einblutung gefunden, im Verlauf der nächsten Tage und Wochen entdeckte ich immer mehr. Es war nie flächig wie ein Ausschlag, es blieb eher bei sehr vereinzelten Punkten an Füßen (hauptsächlich), Beinen, Knien, dem Oberkörper, den Händen, den Armen. Diese Einblutungen habe ich durchgehend bis heute. Man kann sie leicht übersehen, wenn man nicht genau hinsieht. Einige sind dunkelrot, andere so schwach, dass man wirklich schon seeeehr genau hinsehen muss. Ich sollte später erfahren, dass es Petechien sind. Nicht wegdrückbar, nicht tastbar, und jedes Mal nach allerspätestens einer Woche wieder völlig verschwunden.
Sie treten zum einen ohne große äußere Einflüsse auf, ich kann sie teilweise – nicht immer! – aber auch provozieren. Zum Beispiel hatte ich es schon, dass ich die Fingernägel sehr stark in meine Handfläche gepresst und danach sofort winzige wenige Petechien an der Stelle hatte. Auch sind mal welche auf meinen Händen erschienen, als ich mich bei der Arbeit sehr lange und stark auf meine Hände stützen musste.
Im Gesicht hatte ich auch schon vereinzelte Punkte, im Mund glaube ich auch.
Im Oktober gab es einen Abend, an dem ich plötzlich eine größere Menge Petechien auf einem Fingerglied meines linken Zeigefingers hatte. Das hat mich so in Panik versetzt, dass mich meine beste Freundin tatsächlich in die Notaufnahme gebracht hat, weil ich so Angst hatte, was mit mir passiert. Auch diese Blutungen waren nach wenigen Tagen vollständig verschwunden.
Das war bisher eins der wenigen Male, dass die Petechien so stark komprimiert an einer Stelle aufgetreten sind. Ein anderes Mal war jetzt im April, wo ich deutlich mehr Pünktchen auf meinem linken Fußrücken hatte als sonst – aber diese waren extrem schwach und nach 2 Tagen verschwunden.

Weitere Gelenkschmerzen
Dazu gesellten sich ab Ende 24 auch weitere Gelenkschmerzen, zunächst an den Handgelenken, aber nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Sie tauchten jeweils plötzlich auf, blieben einige Tage (ca. 3 – 4) und verschwanden dann auch urplötzlich wieder. Wichtig zu erwähnen, dass auch diese immer nur bei bestimmten Bewegungen bemerkbar waren, etwa, wenn ich mich aufgestützt habe. Die Schmerzen kommen seit dem im 3 – 4-Wochen-Rhythmus und beschränken sich eigentlich mittlerweile nur noch auf das linke Handgelenk. Im rechten hatte ich schon sehr lange keine Beschwerden mehr. Der Rheumatologe hat per Ultraschall nichts gefunden.
Auch im rechten großen Zeh hatte ich mal Beschwerden, aber das kann sicher auch von falschen Schuhen kommen.

Schwindel
Ende des Jahres hatte ich dann mehrmals starke Schwindelattacken, die so spontan kamen, wie sie gingen. Mein Hausarzt meinte, dass dies durch den ganzen Stress käme.

„Frostbeule“
Seit Januar 2025 habe ich nun eine Art Frostbeule an einer meiner rechten Zehen. Ich war zwar ab Februar extremer Kälte ausgesetzt (Archäologin und graben bei -5 Grad in ungefütterten Gummistiefeln mit Stahlkappe yeeeaayy), aber ich bin sehr sicher, dass ich die Verfärbung schon seit Januar habe. Ich meine mich zu erinnern, dass ähnliche Symptome auch an meinen beiden großen Zehen aufgetaucht waren, das ist aber mittlerweile so gut wie verschwunden. Der besagte kleine Zeh ist bis heute auf der einen Seite gerötet, manchmal auch fast violett. Wenn ich darüber streife, lässt sich die Verfärbung/das Blut wegdrücken, kommt aber zügig zurück. Wenn ich von unten nach oben drücke, sieht man richtig, wie sich das Blut in dieser „Blase“ bzw. an dieser Stelle sammelt. Die Haut darüber ist, wie bei einer etwas älteren Blase, auch leicht schrumpelig, wenn ihr wisst, was ich meine.

Fingernägel
Anfang April habe ich dann an meinen Fingernägeln eine Splitterhämorrhagie festgestellt – kam innerhalb von Minuten an mehreren Fingern, an meinem kleinen Finger links hatte ich sogar eine sehr starke Einblutung unterm Nagel und der Nagel hat sich teilweise abgelöst.

Muskelzuckungen und Kribbeln
Immer wieder habe ich auch am ganzen Körper, hauptsächlich an den Beinen, ein leichtes Muskelzucken. Ggf. auch vom Stress? Anderes Symptom? Ich sollte auch nicht verschweigen, dass mir hier und da die Finger kribbeln, aber das nur ganz leicht und diese Symptome beschäftigen mich schon seit vielen Jahren - Orthopäde vermutet hier eh eine Verspannungsgeschichte, weil ich auch enorm viel (und sicher nicht wirklich richtig) sitze.

Arztmarathon
Mein Hausarzt hat damals aufgrund der Petechien recht schnell eine Vaskulitis ins Spiel gebracht und mich entsprechend weiterverwiesen.
Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich mittlerweile so ziemlich alles an Ärzten durch, was geht. Mehrere Hautärzte, Gerinnungsarzt (2x), Hämatologe (2x), Rheumatologe (2x) … und noch immer habe ich absolut keine Diagnose. Ich glaube, es waren letztes Jahr 11 Blutabnahmen in 3 Monaten oder so, Ende offen.

Der Rheumatologe, den ich im Oktober 24 aufgesucht habe, meinte damals, die Symptome seien für eine Vaskulitis eher untypisch. Da hatte ich aber bisher nur die Gelenkschmerzen und die Petechien. Der Rheumatologe hat umfangreiche Blutuntersuchungen inkl. Antikörper durchgeführt: Alles ohne Ausnahme negativ. Er ging offenbar davon aus, dass das Thema damit erledigt sei. Er hat zwar noch geraten, mal eine Hautbiopsie machen zu lassen – aber weniger, um etwas zu bestätigen, sondern "um mir zu zeigen, dass da wirklich alles in Ordnung sei."

Mein Hautarzt meinte dann aber, dass auch er eine Vaskulitis ausschließen würde, da diese anders aussehen würde, und hat eine Biopsie für „nicht notwendig erachtet“.

Habe dann vor einigen Wochen eine Zweitmeinung eingeholt. In der Zwischenzeit ist das mit den Nägeln und dem Zeh aufgetreten. Die neue Hautärztin meinte zu den Nägeln, dass sie sicher auch so aussehen würde, wenn sie viel graben würde, bei dem Zeh hat sie tatsächlich eine Kryo-Vaskulitis ins Spiel gebracht, alternativ tatsächlich eine Frostbeule oder Corona-Zeh vermutet (genauso sieht es tatsächlich auch aus, aber meine Coronainfektion war schon 2023!). Cortisoncreme hilft jedoch nichts.

Sie hat dann die Biopsie von einer meiner frischen größeren Petechien genommen. Zunächst folgte dann die riesige Erleichterung: ebenfalls o. B./kein Hinweis auf eine Vaskulitis.
Die Hautärztin sagte abschließend, dass ich aufgrund aller negativen Befunde dann damit leben müsse, dass meine Gefäße aus unbekannten Gründen offenbar empfindlicher seien.

Ich hatte dann vor 3 Wochen noch einmal einen Termin bei meinem Rheumatologen wegen meiner Gelenkschmerzen. Diesen Termin habe ich als sehr, sehr enttäuschend empfunden. Der Arzt hat zwar offen zugegeben, dass er ratlos ist (was ja vollkommen legitim und auch richtig ist), aber er hat auch komplett desinteressiert gewirkt und ich hatte das Gefühl, überhaupt nicht ernstgenommen zu werden.
Ich sagte ihm, dass die Hautärztin aufgrund des Zehs Kryo vermutet hatte, woraufhin er mir dann relativ unsensibel sagte, dass man das trotz negativer Biopsie nicht ausschließen könne. Danach musste ich ihm allerdings regelrecht aus der Nase ziehen, was ich denn dann bitte tun müsste, um sie auszuschließen. Er hat rumgedruckst, wirkte selbst irgendwie total ratlos und überfordert, und nannte mir dann Kryogluboline etc. Dazu meinte er nur, das könne er aber nicht selbst untersuchen und das mache kaum jemand, und wenn ich diese Werte so unbedingt wolle, dann müsse ich mir schon ein Speziallabor suchen. Er hatte ja recht damit, aber die Art und Weise, wie er das sagte, macht bis jetzt noch sauer … Natürlich wollte ich diese Werte, wenn er mir zwei Minuten vorher sagt, dass man sonst Kryo nicht ausschließen könnte! :evil:
Daraufhin habe ich mir also ein entsprechendes Labor gesucht und dort wegen Verdacht auf Kryo-Vaskulitis Kryoglubine, noch mal BSG und CPR, Kreatinin und Rheumafaktor sowie ANA bestimmt bekommen. Zweite riesige Erleichterung; Ebenfalls alles komplett unauffällig bzw. negativ.
Wieder kurzzeitig der Glaube, dass alles wieder in Ordnung kommt.

Aber dann habe ich gestern Abend wieder diese Einblutungen unter meinen Nägeln entdeckt, als ich meinen Nagellack entfernte. Und schlagartig war die Angst doch wieder da, ich habe eine derartige Panikattacke bekommen, dass ich fast umgekippt wäre. Diese Nacht war dann mit die Schlimmste, die ich in den letzten Monaten hatte; nicht geschlafen, Panikattacken trotz Tavor, Unsicherheit, Atemnot vor Panik - das volle Programm.

Google ist böse …
An diesem Punkt muss ich gestehen, dass ich nun selbst ein bisschen recherchiert habe. Ich weiß, Google ist böse und ersetzt keinen Arzt, aber was bleibt mir denn?? Und ja, Google hat mir nach dem scheinbaren Ausschluss von Kryo nun wieder neue extreme Panik gemacht.
Denn nun bin ich auf die Mkroskopische Polyangiitis gestoßen, bei der wohl gerne mal die Blutungen am Fingernagel auftauchen?? Auch andere Symptome passen in Teilen so gut! Ich möchte mich wirklich, wirklich nicht selbst diagnostizieren, kann z. B. natürlich auch nicht einschätzen, ob das, was Dr. Google als" Purpura-Ausschlag" beschreibt, überhaupt zu meinen Petechien passt, aber ich suche im Moment noch vergeblich nach einem neuen Rheumatologen, der da ne Einschätzung geben kann. Einen möglichen Termin habe ich erst im Dezember in Aussicht.

War heute auch noch mal bei meinem Hausarzt - Krankschreibung wegen Psyche und habe mit ihm meine Angst vor MPA gesprochen. Er sagte, das aber überhaupt sicher auszuschließen, sei seeeeehr schwer, ich könne ggf. nichts anderes tun, als abwarten, ob neue Symptome auftauchen. Das war so das Schlimmste, was man mir hätte sagen können! :(
Er wolle sich aber noch mal selbst eingehender einlesen und am Donnerstag dann den weiteren Weg mit mir besprechen.

Dieses Abwarten und Tee trinken macht ich extrem fertig. Wie soll ich das hinkriegen? :(
Daher meine Frage: Gibt es hier vllt Menschen mit MPA, die was dazu sagen können? Klingt meine Geschichte irgendwie danach? Klingt das völlig abwegig? Ich habe keinerlei Symptome wie Abgeschlagenheit oder Müdigkeit, Fieber etc., auch bisher zu keiner Zeit gehabt. Körperlich ging und geht es mir bombig! Ab und an Magengrummeln und Durchfall, aber das kann sicher auch durch den Stress kommen.
Habe auch gelesen, dass der „Ausschlag“ bei MPA tastbar sein soll - das ist bei mir gar nicht der Fall.

Wie war der Diagnoseweg bei euch? Was müsste ich tun, damit ich auch diese Vaskulitis ausschließen könnte? ANCA ist bei mir negativ und in diesem Fall scheint die ganze Sache ja extrem schwierig zu werden. Wie sieht es z. B. mit der Biopsie aus? Hat die jetzt überhaupt irgendwas gebracht? Mein Rheumatologe hat auch hier nur rumgedruckst und keine klare Antwort gegeben.

Ich möchte einfach nur endlich Gewissheit! :cry:
Glaubt mir, all diese Fragen würde ich sehr gerne einfach einem Facharzt stellen, aber der fehlt ja. Ich finde in ganz NRW und darüber hinaus keinen einzigen anderen Rheumatologen im Umkreis von hunderten KM, der in absehbarer noch Termine hat und sich dazu etwas mit Vaskulitis auskennt. Meinen bisherigen Rheumatologen musste ich sogar selbst bezahlen und 2,5 h dorthin fahren, andere nehmen mich nicht, weil voll oder keine auffälligen Werte.
Ich möchte doch nichts mehr als einen kompetenten Facharzt, der sich die Symptome im Zusammenhang mal in Ruhe ansieht und anhört und entsprechend Expertise hat, um sagen zu können, wie es weitergeht, was man noch untersuchen könnte oder wo ich endlich einen Haken dran machen kann.
Ich fühle mich stattdessen komplett allein gelassen. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht wirklich ernstgenommen wurde, da sich selbst der Rheumatologe die Symptome nicht mal angesehen hat! Ich würde den Ärzten ja wirklich gerne vertrauen, aber irgendwie habe ich einfach das Gefühl, dass noch nicht alles getan worden ist – immerhin sind die Symptome da, werden schlimmer und ich soll damit leben, „dass ich einfach etwas empfindlicher bin“.

Ich habe so gewaltige Angst (und wohl den berechtigten Verdacht), dass ich an einer schweren, ja offenbar extrem lebensverkürzenden Krankheit leide, die dringend behandelt werden müsste, ich aber niemanden finde, der mir hilft. Wenn man König Internet glaubt, ist MPA ja so mit das ... Besch***, was man an Vaskulitis haben kann. Diese Angst frisst mich auf.

Es tut mir leid, dass hier so viel Text gekommen ist, aber es musste mal raus. Wie ihr merkt, bin ich einfach komplett durch den Wind und weiß einfach kaum noch, wohin mit mir.
Ich bin mental völlig am Ende. Ich bin psychisch so erschöpft, ich leide seit Monaten unter massiven Panikattacken (mehrere pro Tag), ich schlafe nur noch mit Tavor und bin immer wieder wegen Psyche krankgeschrieben. Mein ganzes Leben ist aufgrund dieser Sache aus den Fugen geraten, ich kann an nichts anderes mehr denken. Ich habe panische Angst vor der Zukunft und dem nahen Tod und dass ich nie ne verlässliche Diagnose bekommen werde. Im Grunde denke ich nur noch ans Sterben und wie lange mir noch bleibt ...
Dieses Hin und Her aus Panik, Unsicherheit, dann die Erleichterung über negative Befunde und die kurze Hoffnung, dass dieser Höllentrip endlich vorbei ist, nur, damit es wieder von vorne losgeht …

Und ja, ich habe mir sehr schnell versucht, psychologische Hilfe zu suchen, aber auch hier: keine Chance. Habe gute Erstgespräche gehabt, aber warte seit Monaten auf einen Platz.
Dazu kommt, dass ich - u. a. auch aufgrund meiner psychischen "Verfassung" - meinen Job gewechselt habe und noch in der Probezeit bin. Ein weiterer Stressfaktor, was das häufige Fehlen aufgrund von Arztterminen und AUs angeht, auch wenn mein neuer Chef da sehr verständnisvoll ist.

Tja. Soviel zu mir und meiner Geschichte. Was bleibt, ist bisher diese gewaltige Angst und völlige Ratlosigkeit, wie ich weitermachen soll. Ich kann doch nicht einfach abwarten …

Soviel (sorry; viel zu viel) von mir!
Tina
Carla2001
Beiträge: 88
Registriert: Fr Jun 08, 2018 8:49 am

Re: Hallo! Neu hier und sehr verängstigt/verunsichert. :( Mögliche MPA?

Beitrag von Carla2001 »

Hallo Tina,
erstmal vorweg: sollte es eine MPA sein: dann ist sie heute gut behandelbar !!!!!
Vielleicht bekommst du einen Termin in der Hautklinik Münster. Sie haben ein gute Diagnostik und sind auch in Sachen Vaskulitiden fit.

Aber keine Panik.... ich habe eine andere Art der Vaskulitis, GPA, und lebe schon seit 25 Jahren gut damit.

LG Henni
Die Tina aus W.
Beiträge: 12
Registriert: Mo Jun 02, 2025 6:04 pm

Re: Hallo! Neu hier und sehr verängstigt/verunsichert. :( Mögliche MPA?

Beitrag von Die Tina aus W. »

Hallo Henni,

vielen lieben Dank! Das ist wirklich das erste Positive, was ich in dieser Sache zu hören bekomme. :cry:

Das mit der Hautklinik ist ein guter Tipp, danke!
Anschilalo
Beiträge: 361
Registriert: Sa Jan 27, 2024 2:50 pm

Re: Hallo! Neu hier und sehr verängstigt/verunsichert. :( Mögliche MPA?

Beitrag von Anschilalo »

Liebe Tina,

als langjährige Angstpatientin verstehe ich dich sooooo gut!
Ich bin 54 und habe seit meinem 18. Lebensjahr (eher früher) eine Angststörung, Schwerpunkt Angst vor Krankheiten. Ich war auch immer viel krank, meine Diagnose GPA (12/23) war dann belastend (und ist es immer noch).
Anfangs war ich zu schlapp für Angst (völlig neue Erfahrung), jetzt bin ich immer noch kraftlos, scheine aber genug Energie für ein wenig Angst zu haben. Argh!

In einigem was du schriebst, habe ich mich wieder erkannt, grad diese springenden Gelenkschmerzen, damit konnte mein Ortho. damals auch nix anfangen. Der hat ziemlich doof geguckt, als ich sagte, Schmerzen springen im 1-3 Tages-Rhythmus von Schulter, Knie, Hand, Ellenbogen, Finger, Zehen, Wrist, Knöchel.

Als du von deinem Zeh schriebst, dachte ich sofort an den Corona-Zeh und auch Einblutungen sind bei Covid nicht selten. Ich schicke nachher noch einen Link (schreibe jetzt am Tablet, der link ist aber auf dem Handy gespeichert).
Dass deine Infektion 2023 war spielt keine Rolle, Covid kommt um zu bleiben. Es manifestiert sich in den Zellen und es gibt chronische Entzündungen, vor allem auch der Gefäße (Thromboinflammation).
Für mich passst das, da deine anderen Ergebnisse keine Vaskulitis anzeigen.

Die meisten leben mittlerweile als gäbe es kein Covid mehr und infizieren sich immer wieder. Manchmal mit, manchmal ohne Symptome. Jede weitere Infektion stürzt den Körper in noch mehr Dilemma. Auch wenn viele erst mal nur "Schnupfen" merken, der wieder geht, das Virus zerstört still und leise weiter. btw, grad baut sich mal wieder eine neue Welle auf!

Dass du nun so in der Panik gefangen bist, ist klar. Ein Symptom jagt das nächste, alles sehr beängstigend, keine Diagnose = keine Behandlung. STRESS im System, das Hirn schaltet auf Reptilienmodus (reagiert schnell bei Gefahr und Stressoren), auf den Teil im Gehirn, wo es nur ums Überleben geht. Du bist mit einer unsichtbaren Gefahr konfrontiert, du kennst deinen Gegner nicht, du weißt nicht wie du dich wehren kannst, fliehen geht nicht, kämpfen auch nicht (wogegen? womit?). Dilemma.
Tavor wird dir helfen, die körperlichen Reaktionen runterzufahren. Eine Angstmedikaktion wäre sinnvoll, bis du wieder innerlich im Gleichgewicht bist, weil Tavor/Suchtfaktor usw.

Jetzt bist du AU und hast noch mehr Zeit deinen Körper zu beobachten und zu googeln, weil du ja endlich eine Antwort willst.
Ich weiß, wie schwer es ist, sich in diesem Modus mit etwas anderem zu beschäftigen, sich abzulenken. Um dein System zu beruhigen, würde das helfen, jedenfalls zeitweise. Bei Gott, ich bin diesbezüglich durch die Höllel gegangen, immer und immer wieder. Es ist hart und ja man denkt immerzu "aber jetzt sterbe ich" und es fühlt sich auch so an.
Über die Ängste zu reden hilft einerseits, andererseits, wenn man das zu ausgiebig tut, dann hält man die Ängste aufrecht, gibt immer wieder Energie rein. Daher mein Vorschlag mit der Ablenkung. Und auch die ist schwer, wenn es in einem tobt.

Letztendlich müssen wir alle sterben, die einen haben mehr Angst davor, die anderen weniger. Ich persönlich habe am meisten Angst vor Leid, da ich so viel davon habe und mich so schwer tue mit Akzeptanz. Andere gehen da leichter durchs Leben.
Bleibt noch zu erwähnen, dass ich HSP bin und alles sowieso viel intensiver erlebe und wahrnehme.

Ich guck mir gerne youtube Videos an, die mir geistigen input geben, da ich in einigen Bereichen defizitär bin. Grad guck ich "Alles kommt zur rechten Zeit - vertraue und entspanne dich" - puh klingt alles einleuchtend in der Theorie, Praxis ist wieder eine andere Hausnummer. Ich bleibe dran, damit es besser wird, muss ich da noch Dinge verinnerlichen.
Grad sagte der Sprecher: "beruhige dein System" und jaaaaaa das brauche ich und du glaub ich auch.
Ich bibbere auch den ganzen Vormittag innerlich, weil ich bis nächste Woche eine Überweisung beim Doc abholen muss und meine Angst mir grad wieder einredet, dass ich das nicht schaffe, weil ich ja wieder so schlapp und erschöpft bin. Was ich defacto auch bin, die Angst macht aber mal wieder ein riesiges Drama draus, wie immer.

Ich werde mich jetzt zwingen was zu tun. Nähen, häkeln, Wäsche wegräumen oder im Garten Vogelfutter auffüllen und Tränken reinigen.
Bei körperlicher Anstrengung (was rumlaufen schon ist) muss ich arg aufpasssen, viele Pausen.

Insofern sieh was positiv ist: DU hast keine Erschöpfung! Was für ein Geschenk, mach was damit.

liebe Grüße
Anja
Hope
Beiträge: 839
Registriert: Mi Jun 06, 2018 11:16 am

Re: Hallo! Neu hier und sehr verängstigt/verunsichert. :( Mögliche MPA

Beitrag von Hope »

Hallo Tina,
„Warum Dr. Google jagen, lieber gleich die Carla fragen“. Hier im Forum wissen wahrscheinlich viele Mitglieder, dass die Suche bei Google nicht immer entspannt endet.

Solltest Du während der Wartezeit auf einen Termin in Münster doch noch recherchieren wollen, kann ich Dir einen Vortrag von einer Vaskulitistagung in Lübeck empfehlen.

https://www.uksh.de/gesundheitsforum/va ... agung.html

Es ist der Vortrag von Prof. Thaci.

Im Moment ist noch alles unklar, vielleicht ergibt sich in Münster eine ganz harmlose Ursache für Deine Symptomatik. Was Dir aktuell Angst macht, sind sicherlich die - bei den hier im Forum besprochenen Vaskulitiden vorkommenden - Organbeteiligungen. Wie Carla schon schrieb, hat man heute gute Medikamente. Eine Vaskukilitis muss heute nicht mehr eine massive Einbuße an Lebensqualität bedeuten.

Noch ein Hinweis: Oft kann die Niere betroffen sein. Diese Organbeteiligung erkennt man erst sehr spät. Deshalb ist es gut, den Urin auf rote Blutkörperchen und Eiweiß testen zu lassen. Sollten sie vorhanden sein und sich hierfür keine stichhaltige Erklärung finden,wäre es sinnvoll, ein Vaskulitiszentrum aufzusuchen.

Liebe Grüße
Hope

Jetzt habe ich gerade gelesen, dass noch COVID im Spiel ist. Einige Mitglieder hier haben den Verdacht, dass ihre GPA durch die „COVID-19 - Impfungen ausgelöst wurden. Doch auch hier - so mein Eindruck- konnte man sehen, dass die GPA, wenn schnell erkannt und gut behandelt, die Lebensqualität nur gering einschränkt. Umgekehrt konnte man auch sehen, dass sich bei Menschen, bei denen die Therapie wegen der Pandemie und der überfüllten Krankenhäuser nicht weitergeführt werden konnte, Verschlechterungen einstellten; eben weil diese gut wirkenden Medikamente nicht mehr gegeben werden konnten.

Bei Dir ist z.Zt. noch alles unklar. Die Zeit bis zum Termin in Münster ist auch Leben, vermies Dir diese Zeit nicht durch grübeln.
Hast Du vielleicht ein Hobby, bei dem Du Dich sehr konzentrieren musst?

Ansonsten hilft Dir vielleicht ein uralter Tipp aus der Rheumaklinik:

Reservieren sie sich abends 1 Std. zum Grübeln. Immer wenn Sie tagsüber von dunklen Gedanken bedrängt werden, verschieben Sie die auf das für diese Gedanken reservierte Zeitfenster. Davor und danach darf nicht mehr gegrübelt werden.
Die Tina aus W.
Beiträge: 12
Registriert: Mo Jun 02, 2025 6:04 pm

Re: Hallo! Neu hier und sehr verängstigt/verunsichert. :( Mögliche MPA?

Beitrag von Die Tina aus W. »

Liebe Anja,

wow, vielen Dank für deine Antwort und denk Link!!! Das ist ja wirklich mega interessant!
Ja, alle Blutergebnisse sind absolut negativ - und ich weiß nicht, wie oft ich allein BSG und CPR in den letzten Monaten hab testen lassen, zuletzt vor 2 Wochen. Nie, nie, nie war irgendwas, gerade Entzündungswerte waren so perfekt und unauffällig, wie es gar nicht besser geht. Und auch Antikörper etc. habe ich mehr als einmal getestet bekommen. Nix. Es ist auf der einen Seite irgendwie eine Beruhigung und andererseits kommt man sich vor wie ein Hochstapler.

Ich gebe zu - ich hatte im Mai 2024 noch einmal eine kurze, wenn auch massive Grippe. Fieber, Gliederschmerzen - hab ich bis da nur zwei, drei Mal in meinem Leben gehabt, einmal eben 2023 mit meiner Coronainfektion. Im Nachhinein möchte ich nicht ausschließen, dass ich da tatsächlich noch mal Corona hatte, obwohl der Test negativ war. Aber ich habe mich damals nur einmal getestet (da ich eh aufgrund von Fieber und Bläh eh nur zuhause war), und da kann ja durchaus mal ein falsches Ergebnis kommen.
Kurz darauf habe ich auch auf der Arbeit nach extremen Stress meinen Burn-Out erlebt und dann fing die ganze Krankheitsgeschichte im Grunde ja kurz danach an. Ich möchte also so oder so absolut nicht ausschließen, dass das auf die ein oder andere Weise irgendwie alles zusammenhängt!


Ja, genau das; was zu schreibst zu der Angst, empfinde ich genau so! Ich habe eine Zeit lang Mirtazapin genommen, aber davon innerhalb weniger Wochen über 20 kg zugenommen (die ich im Jahr davor soooooo mühsam runtertrainiert hatte) und hab sie daraufhin abgesetzt.
Auch dieses: zu erschöpft, um überhaupt noch Angst zu haben, ist mir mittlerweile so vertraut. :( Man will nur noch überleben, schaltet auf Autopilot, alles andere funktioniert wie bei einem Roboter.
Bei jedem neuen Symptom klappen mir fast die Beine weg - ich traue mich kaum noch, bei Licht zu duschen, die Socken zu wechseln oder meine Fingernägel anzuschauen. Alles erschreckt einen immer wieder aufs Neue ... :(

Mensch, ich wünsche dir (weiterhin) ganz, ganz viel Kraft! Du schaffst das mit der Überweisung, das glaube ich ganz fest! :)
Die Tina aus W.
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Re: Hallo! Neu hier und sehr verängstigt/verunsichert. :( Mögliche MPA?

Beitrag von Die Tina aus W. »

Liebe Hope,

Urin sowie andere Nierenwerte sind auch mehrmals untersucht worden - bisher ebenfalls alles o. B.
Aber du hast vollkommen recht - diese Organbeteiligung macht mir wahnsinnige Angst. :cry:
Welche Werte wären denn da besonders wichtig bzw. welche Werte sollten überprüft werden, um sicher zu wissen, dass da nierentechnisch alles in Ordnung ist? Ich bin absolut sicher, dass das bei mir alles durchgecheckt wurde, aber einfach noch mal für mich zur Sicherheit für die Zukunft?

Vor allem bleibt die Angst, dass ich gerne früher reagieren würde, ich habe keine Möglichkeit habe, weil der Arzt fehlt.
Ich habe nun nach langem, langem Herumtelefonieren endlich einen einzigen Termin in einer Praxis gefunden: Anfang Dezember, und das auch gut 150 km weg ... :? Alle anderen lehnen mich weiterhin ab aufgrund meiner unauffälligen Werte und wegen Überfüllung.

Was ihr sagt, macht mir aber zumindest ein kleines bisschen Hoffnung. Auch wenn ich natürlich nicht einschätzen kann, in wie weit sich GPA und MPA in ihren Prognosen unterscheiden. GPA scheint ja noch mal ein bisschen besser behandelbar zu sein. Aber ja, ich weiß, ich grüble schon wieder zu viel ...
Hope
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Re: Hallo! Neu hier und sehr verängstigt/verunsichert. :( Mögliche MPA?

Beitrag von Hope »

Hallo Tina,

ich lasse im Blut der Kreatininwert und die Glomeruläre Filtrationsrate bestimmen. Ja, hier würde für mich auch gelten. Weichen diese Werte von den Normalwerten ab (Krea zu hoch oder GFR zu niedrig) würde ich ein Vaskulitiszentrum aufsuchen.

Da Du durch die Petechien schon wachgerüttelt bist, wirst Du wahrscheinlich nicht zu spät reagieren. Du darfst nur nicht, was bei Dir aber nicht passieren wird, von der Panik in den legeren „ist ja alles gut“-Modus fallen.

Die John Grube Stiftung hat ein Buch herausgegeben dort steht sinngemäß, die früher oft tödlich verlaufende
MPA würde heute die Lebensqualität der Patienten kaum noch einschränken.

Ich weiß nicht, wie sinnvoll es für Dich ist, denn in den Vorträgen werden oft schwere Krankheitsmanifestationen angesprochen, die heute nicht! mehr sein müssen, die aber zeigen,wie wichtig die richtige Therapie ist: Auf der Website mit dem Vortrag von Prof. Thaci gibt es auch einen Vortrag von Frau Prof. Holle zunächst über GPA und dann über MPA. GPA und MPA werden in dem o.g. Buch auch als Schwestererkrankungen bezeichnet. Auch bei der MPA haben die meisten Patienten einen ANCA. Du hast keinen. Zwar schließt das die Erkrankung nicht aus, doch die Wahrscheinlichkeit sinkt. Umgekehrt kannst Du, sollten sich noch mehr Symptome hinzugesellen, den ANCA erneut testen lassen.

Ich finde die Vorträge immer sehr hilfreich.

Hast Du in Münster schon jemanden erreichen können?

Ach so, noch zu Deiner Angst nicht rechtzeitig einen Arzt zu finden: So häufig ist die MPA nicht; würde sich die Erkrankung deutlicher zu erkennen geben, würdest Du auch einen Platz in einer Vaskulitisklinik erhalten, und mit Cortison als „Feuerwehr“ könnte man die Entzündungen auch wieder unter Kontrolle bekommen.

Wie schon geschrieben, Deine Probleme können auch ganz andere Ursachen haben.

Wir können hier natürlich keine Diagnosen stellen, das wäre arg gefährlich, doch wir können Dich auf Ähnlichkeiten mit Erkrankungen hinweisen. Der von Dir genannte Ausschlag auf den Beinen und die Aussage des Hausarztes zur Biopsie hat mich an die IgA- Vaskulitis erinnert. Sie tritt allerdings nur selten bei Erwachsenen auf, verläuft oft leicht und klingt von alleine wieder ab. Die Patienten können auch Bauchbeschwerden haben. Bei schwereren Verläufen ist wegen der Niere allerdings doch eine Therapie erforderlich.
Die Tina aus W.
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Registriert: Mo Jun 02, 2025 6:04 pm

Re: Hallo! Neu hier und sehr verängstigt/verunsichert. :( Mögliche MPA?

Beitrag von Die Tina aus W. »

Danke dir!
Ich habs zum einen mit der o. g. Hautklinik versucht, da sind wir bei den Terminen im nächsten Jahr, ggf. schneller, wenn die Hautärztin mitspielt und mir eine entsprechende Überweisung gibt. Da erreicht man aber kaum jemanden und ich muss auf Rückmeldung warten.
Die Rheumatologie des Franziskus hat sich tatsächlich eben bei mir rückgemeldet und mir nen Termin Mitte Oktober angeboten - den hab ich jetzt erst mal festgemacht. Ich glaub, viel früher sind Termine generell in dem Bereich utopisch.

Da ich nächste Woche noch mal einen Labortermin habe, werde ich sicherheitshalber den GFR auch noch mal mitmachen lassen. Krea war ja vorletzte Woche alles im grünen Bereich ...

"die früher oft tödlich verlaufende MPA würde heute die Lebensqualität der Patienten kaum noch einschränken." Das macht Mut, vielen lieben Dank!
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