Hochdosierte Omega 3 Fettsäure kann Vorhofflimmern auslösen

[Hope]

Die von vielen Mitgliedern zur Dämpfung der Entzündungen eingenommenen Fischölkapseln können bei Dosierung ab 1000mg gefährlich werden. Das Risiko des Vorhofflimmerns steigt mit der Dosishöhe und ist auch vom persönlichen Risikoprofil abhängig.

Dazu wurde auch ein „Rote Handbrief“ herausgegeben.

Wer es genauer wissen will, findet die Info im ersten Beitrag der gestrigen „Visite“ (NDR).

[Dodo]

Was Hope da schreibt, stimmt so leider nicht ganz. Das muss man differenzierter betrachten.

Rote Hand Briefe gelten für Arzneimittel. In diesem Fall für Medikamente, die modifizierte isolierte Ethylester aus Omega3 Fettsäuren enthalten. Also im Labor veränderte, sonst kann man es nämlich nicht patentieren bzw. kein Geld daran verdienen. Es handelt sich hier nicht um natürliches Fisch-/Algenöl. Das natürliche Öl enthält ein Gemisch aus natürlicher EPA und DHA.

Solche Berichterstattungen sollte man immer genau hinterfragen.

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/11/16/vorhofflimmern-unter-omacor-zodin-und-co

[Hope]

Obwohl die Rote-Hand-Briefe für Arzneimittel gelten, weist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte darauf hin, dass auch Nahrungsergänzungsmittel Omega-3-Fettsäure enthalten.

https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2023/rhb-omega-3-fettsaeure.pdf?__blob=publicationFile
2. Seite, 4.Absatz


„Jetzt warnt sogar ein Rote-Hand-Brief vor einem dosisabhängig erhöhten Risiko für Vorhofflimmern durch Omega-3-Fettsäure-haltige Arzneimittel – bei Patienten mit etablierten kardiovaskulären Erkrankungen oder kardiovaskulären Risikofaktoren. 
Darin weist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zudem darauf hin, dass auch „Omega-3-Fettsäure-haltige Nahrungsergänzungsmittel (z.B. „Fischöl-Kapseln“) auf dem deutschen Markt erhältlich sind, u.a. zur Aufrechterhaltung einer normalen Herzfunktion“. 

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/11/16/vorhofflimmern-unter-omacor-zodin-und-co


Die Nahrungsergänzungsmittel sind also nach Einschätzung des bfarm nicht zwangsläufig harmlos.

Ob es Studien zur Dauereinnahme natürlicher Omega-Fettsäure gibt, weiß ich nicht. Allerdings empfiehlt das Bundesinstitut für Risikoforschung, nicht mehr als 1,5 g Omega-3-Säure tgl. aus allen Quellen (incl. Fisch, Margarine, Nüsse) zu sich zu nehmen.

https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/omega3fettsaeurekapseln-sinnvolle-nahrungsergaenzung-8585


In dem o.g. Artikel der Apothekerzeitung wird darüberhinaus auch ein Nahrungsergänzungsmittel genannt, das Omega-3-Säurenethylester, d.h. einen ohnehin bedenklichen Stoff, enthält.

Nach meinem Eindruck dienen die Warnungen hauptsächlich dazu, die Notwendigkeit der Einnahme zu überdenken. Betroffene sollten bei Beschwerden den Arzt aufsuchen und auch die Fischölkapseln als Ursache in Erwägung zu ziehen.

[Dodo]

Es tut mir leid Hope, hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.

In dem Rote Handbrief geht es um die Ethylester nicht um Fischöl/Triglyceridester. Das sind 2 paar Stiefel, das eine hat mit dem anderen (chemisch) nichts zu tun. Auch bezüglich der Wirkung.

Ethylester sind künstlich hergestellte Ester aus Fischöl. In den Medikamenten ist diese Esterart isoliert und hochkonzentriert enthalten, üblicherweise 1g pro Kapsel. Dosierung bei diesen Medikamenten 2x2 Kapseln, also 4g reiner Ethylester. Auch die von dir oben genannte Nahrungsergänzung omega-3 biomo aus dem Artikel enthält diesen Ester, kein Fischöl.
Der komplette Rote Hand Brief bezieht sich auf die Ethylester. Leider darf man auch dazu Omega 3 Öl sagen. Diese Medikamente sind zugelassen laut Gelbe Liste: Das Präparat ist zugelassen zur Risikoreduktion kardiovaskulärer Ereignisse bei mit Statinen (HMG-CoA-Reductase-Inhibitoren) behandelten erwachsenen Patienten mit hohem kardiovaskularem Risiko und Triglyceridwerten ≥150 mg/dl [≥1,7 mmol/l]) sowie nachgewiesener kardiovaskulärer Erkrankung oder Diabetes und mindestens einem weiteren kardiovaskularen Risikofaktor.

Triglyceridester kommen natürlich in Fisch- und Algenöl vor und zwar nur zu ca. 20%, der Rest ist Öl, also FettSÄUREN. Um also auf einen vergleichbaren Anteil Triglyceridester (4g) aus Fischöl zu kommen müsstest du täglich 20 g Fischöl zu dir nehmen. Das sind bei einem hoch dosierten Fischölpräparat mit 1g Fischöl pro Kapsel 20 Kapseln täglich. Das nimmt kein Mensch!

Anbei nochmal einen Artikel, den ich auf die schnelle gefunden hab.
https://de.intelligentlabs.org/was-ist-der-unterschied-zwischen-triglycerid-ethylestern-in-omega-3-fischoel/


Diesem NDR-Bericht fehlt die fachliche Tiefe. Dafür wird aber der Konsument verunsichert und in Panik versetzt mit solch undifferenzierten und wie ich finde falschen Darstellungen.

[Hope]

In dem Rote-Hand-Brief geht es um Ethylester, genau. Die EMA empfahl, die Infos für Omega-3-Fettsäure-Ethylester-haltige Arzneimittel zu aktualisieren. Analog dazu empfahl das BfArM auch bei anderen Omega-3-Fettsäure-haltigen Arzneimitteln die Infos entsprechend zu ändern. Hier müsste es sich dann um Arzneimittel mit anderen Inhaltsstoffen als Omega-3-Fettsäure-Ethylester handeln. Lt. der in diesem Thread genannten Zeitung gehören auch Omega-3-Fettsäure-haltige Fischöle in diese zweite Kategorie.

Außerdem ist Fakt, dass das BfArM ausdrücklich auf die Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäure, z.B. als Fischölkapsel hinweist und dies ohne genaue Unterscheidung, ob natürlich oder nicht natürlich. Hier könnten einerseits nur die Nahrungsergänzungsmittel mit modifizierter Omega-3-Fettsäure gemeint sein. Andererseits könnte die Info aber auch deshalb so allgemein formuliert worden sein, weil zu den natürlichen Omega-3-Fettsäuren keine ausreichenden Studien vorliegen, man deshalb z.Zt. lieber vorsichtig ist. Denn sieht man diese Info nicht isoliert, sondern vor dem Hintergrund der Empfehlungen des Bundesinstitutes für Risikoforschung (1,5g/tgl.), das ausdrücklich auch rein natürliche Omega-3-Fettsäure aus unbehandelten Lebensmitteln mitrechnet, so kann es durchaus sein, dass das BfArM ganz bewusst eine allgemeine Formulierung gewählt hat.

https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2023/rhb-omega-3-fettsaeure.pdf?__blob=publicationFile

[Dodo]

Wohl dem, der Informationen/Studien kritisch hinterfragen und verstehen kann, statt zu konsumieren und vermuten.

Das schlimmste Dokument von den dreien, die aufeinander referenzieren, ist das vom BfR. Wissenschaftlich nicht haltbar, Ester sind keine Säuren und Omega-3-Fettsäuren gibt es viele, nicht nur im Fischöl.

[Dany]

und wir wissen alle, eine ausgewogene Ernährung ist gut für alle.

schönen Abend
Dany

[Hope]

Na ja, irgendwo werden doch auch kompetente Mitarbeiter sitzen, und nachdem die genannten Studien Anlass für die EMA waren, auf die Risiken Omega-3-Säure-Ethylesterhaltiger Medikamente hinzuweisen, hat das BfArM halt seine Empfehlung zum Hinweis auf Risiken auch auf andere Omega-3-Säure-haltige Produkte erweitert und in der Deutschen Apotheker Zeitung wurden dazu auch Arzneimittel mit Omega-3-Säure-haltigem Fischöl gezählt.

Rote Hand Briefe gelten für Arzneimittel. In diesem Fall für Medikamente, die modifizierte isolierte Ethylester aus Omega3 Fettsäuren enthalten.

Ja, doch aus der Hintergrundinformationen zur Risikobewertung geht hervor, dass eben auch andere Omega-3-Fettsäurehaltige Präparate gemeint sind sowie der Hinweis auf Nahrungsergänzungsmittel mit Fischöl.

https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2023/rhb-omega-3-fettsaeure.pdf?__blob=publicationFile

Mir ging es darum auf mögliche Risiken hinzuweisen und dies durch Hinweis auf in diesem Zusammenhang für mich ausreichend seriöse Quellen. Letztlich geht es nicht darum, die Präparate zu verbieten, sondern Betroffene dafür zu sensibilisieren einschlägige Symptome nicht zu missachten.