Behandlungsdauer Rituximab - RTX

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Hope
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Re: Behandlungsdauer Rituximab - RTX

Beitrag von Hope » Do Nov 23, 2023 6:50 pm

Karin 123 hat geschrieben:
Sa Nov 11, 2023 10:46 am

Wenn ich im Dezember dort bin, werde ich nach einer CD 20 gesteuerten Therapie fragen. Also die 9 Monate nochmal verlängern. Bis jetzt hab ich nämlich nur winzig wenig CD20.


Grüße
Karin
Hallo Karin,
ich habe gesehen, dass Du vor einiger Zeit einen wirklich sehr niedrigen Wert hier genannt hattest, weiß aber nicht mehr, wie groß zum damaligen Zeitpunkt der Abstand zur Infusion war, der Wert also realistisch sein könnte. Deshalb von mir noch folgende Info.
Vor einigen Tagen war der CD19+B-Zellen Wert auch bei mir verschwindend gering. Der Grund: Die Auswertung war in einem anderen Labor erfolgt. Dort hatte man den prozentualen Anteil der CD19+B-Zellen an den Leukozyten und nicht an den Lymphozyten bestimmt.
Hat man das bei Dir vielleicht auch so gehandhabt?
Gruß
Hope

Karin 123
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Re: Behandlungsdauer Rituximab - RTX

Beitrag von Karin 123 » Do Nov 23, 2023 10:00 pm

Oh, das ist eine wichtige Info. Ich weiß gar nicht, wie der bestimmt wurde. Du kennst dich echt gut aus.

Hab im gleichen Labor jetzt kurz vor der Infusion nochmal bestimmt. Nun sind es schon gut mehr.

Grüße
Karin

Anna1955
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Re: Behandlungsdauer Rituximab - RTX

Beitrag von Anna1955 » Sa Dez 16, 2023 12:55 pm

Hallo zusammen,

bekomme seit 4 Jahren halbjährlich RTX plus Cortison 2,5 mg.

Habe MPA ohne Organbeteiligung.

Mein Arzt (bin in Behandlung im UK Augsburg) rückt nicht ab
von der Behandlungstherapie.

Meine Werte sind die ganzen Jahre stabil geblieben.

Allerdings hab ich seit 2 Jahren am ganzen Körper ein atopisches Ekzem mit starkem Juckreiz. Ob es einen Zusammenhang gibt mir der RTX Therapie weiß man nicht.

Es gibt anscheinend bezüglich der Behandlungsdauer von RTX
viele Unsicherheiten.

Lbg. Alice 😊

sisyphos
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Re: Behandlungsdauer Rituximab - RTX

Beitrag von sisyphos » Mi Mär 06, 2024 1:07 pm

Hallo Zongo, Karin, Hope, Alice, Anna und alle,
Eure bisherigen Überlegungen und Erfahrungen möchte ich gerne ergänzen und würde mich über Eure Einschätzung dazu freuen.

Kurz zu meiner Situation: Diagnose GPA seit 03.2018. Stationäre Notaufnahme in Vaskulitiszentrum wegen Nierenbeteiligung. Teilnahme an Avacopan-Studie. Mit Induktionstherapie nach Leitlinie seit 07.2018 vollständige Remission erreicht. Nierenfunktion ist stabil. Seit 09.2018 Erhaltungstherapie alle 6 Monate ambulant Rituximab 500mg. Alle Laborwerte (ausgenommen B-Lympho CD19/20, IgG) sind im Normbereich.

Nach mehr als 5 Jahren RTX könnte ja grundsätzlich eine Deeskalation der Therapie mit RTX erwogen werden. Da ich mich bisher unter der Therapie wohl fühle und das Risiko eines Rezidivs der AAV nicht in Kauf nehmen möchte, habe ich im Gespräch mit meinem Rheumatologen vereinbart, die Therapie mit RTX 500mg bei guter Wirksamkeit und Verträglichkeit zunächst halbjährlich aber nicht lebenslang fortzusetzen.

Folgende aktuellen Überlegungen in Stichworten haben mich zu meiner Entscheidung unter Unsicherheit geführt.

Wenn man RTX absetzt oder den Zyklus verlängert, weiß man bis heute nicht ob und wann ein Rezidiv kommt und welches Organ es betrifft. Das kann 10 Jahre gut gehen oder auch nur ein halbes Jahr. Die Krankheit ist ja nicht weg und es scheint nicht die Frage ob, sondern nur wann ein Rezidiv kommt.

Man weiß nicht, ob sich das Immunsystem nach RTX und wenn ja, wann und wie gut wieder aufbaut. Es kann also sein, dass ein Rezidiv vor Erholung eintritt, ein Organ Schaden nimmt und die Absetzung von RTX „umsonst“ war.

Es gibt keine Studiendaten über einen Rezidivverlauf.

Es gibt nach wie vor keine eineindeutig sicheren Frühindikatoren, die vor einem Rezidiv warnen könnten: PR3 Anca oder der Anstieg der B-Lymphozyten haben sich als Indikatoren nicht bewährt: Ein Rezidiv ohne Laborwerte-Anstieg ist genauso möglich wie kein Rezidiv trotz Anstieg

Größtes Risiko von RTX auf Dauer: eine Infektion, z.B. eine Lungenentzündung, verläuft eher schwer. Ein PML-Fall ist in der Klinik meines Rheumatologen noch nicht vorgekommen und insgesamt äußerst selten.

Eine RTX Absetzung wäre notwendig bei häufig schweren Infekten oder bei einem Serum-IgG unter einem kritischen Wert. Bei einer RTX-Absetzung müssten regelmäßig kritische Werte im Blut gecheckt werden, die auf einen Krankheitsherd hindeuten könnten, weil man ein Rezidiv ggf. ja erst gar nicht merkt wie z.B. in der Niere. Aber auch andere Organe (Gehirn, HNO, Haut, Augen, ...) müssten regelmäßig gecheckt werden.

Letztendlich scheint mir die Frage der RTX-Absetzung oder Intervallverlängerung eine sehr persönliche Trial-and-Error Geschichte und eine persönliche Abwägung zwischen der Sicherheit der RTX-Gabe alle 6 Monate und der Rezidiv-Risiko-Bereitschaft bei RTX-Absetzung zu sein. Nicht zu unterschätzen ist m.E. auch die Belastung der Lebensqualität und psychische „Damoklesschwert-Situation“, wenn man bei jedem „Zipperlein“ einen Rezidiv-Beginn befürchten müsste.

Welche Erfahrungen habt Ihr mit Euren ähnlichen oder anderen Entscheidungen gemacht und wie lange nehmt Ihr RTX oder wie war es mit einer RTX Absetzung?

Bleibt achtsam.
Gruß
sisyphos

Karin 123
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Re: Behandlungsdauer Rituximab - RTX

Beitrag von Karin 123 » Mi Mär 06, 2024 4:03 pm

Hallo sysiphos,

vor dieser schwierigen Entscheidung stehe ich auch gerade. Ich möchte noch ergänzen, daß man ja nicht komplett ohne Therapie unterwegs sein muss. Bei mir ist MTX als schwächeres Mittel angedacht.

Aber ich habe mich noch nicht entschieden. Ich bin damit noch nicht klar. Angst habe ich auch davor, daß ich bei jedem winzigsten Zipperlein direkt eine Krise kriege. Und du hast Recht. Man müsste alles sehr eng überwachen.

Weiß jemand ob es irgendwelche Zahlen gibt über Rezidivhäufigkeit bzw. Freiheit davon über welche Zeiträume?

Grüße
Karin

sisyphos
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Re: Behandlungsdauer Rituximab - RTX

Beitrag von sisyphos » Mi Mär 06, 2024 5:44 pm

Hallo Karin,
Danke für Deine aktuelle Einschätzung. Ja, die Entscheidung ist nicht leicht und nur unter Unsicherheit zu treffen und ich werde sie mit meinem Rheumatologen regelmäßig neu auf den Prüfstand stellen.
Zu MTX hat mir mein Rheumatologe gesagt, daß davon bei Nierenbeteiligung eher abzuraten sei. Gleiches gelte wegen der Nebenwirkungen für AZA. Und: es ist wohl nicht sicher, ob nach einem ggf. unbefriedigenden Wechsel zu MTX oder AZA danach RTX wieder so wirken würde wie zuvor.
Meines Wissens gibt es keine Daten über Rezidivhäufigkeit und -zeiträume und wohl auch keine gesicherte Korrelation mit Laborwerten. Es gibt aber wohl die Erfahrung, daß nach einem ersten Rezidiv nach erfolgreicher Remission ein nächstes Rezidiv in kürzerem Abstand wieder kommt.
Gruß
sisyphos

Gramipol
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Re: Behandlungsdauer Rituximab - RTX

Beitrag von Gramipol » Mo Apr 01, 2024 9:40 am

Hallo Zusammen,
also bei mir wurde RTX nach 2 Jahren abgesetzt, da meine Immunwerte (IgG etc.) deutlich in den Keller gerauscht waren und es jetzt auch immer noch sind.
Ich wollte ja eigentlich wie ich hier auch geschrieben hatte kein Ersatz nehmen.
B-in dann aber jetzt auf Anraten aller Ärzte bei Azathioprin gelandet.
Täglich 150 mg.
Ich habe häufig Randerscheinungen von denen ich nicht weiß, ob es irgendetwas mit GPA zu tun hat oder nicht.
Ich versuche mich nicht verrückt zu machen, weiß aber auch, dass ich meinen Körper am Besten kenne und nicht meine behandelnden Ärzte.
Ich denke, dass die Suche nach Frühzeichen eines Rezidives über die Blutwerte mit Sicherheit stimmen kann, dass aber auch keine erhöhten Werte nichts bedeuten.
2 Wochen bevor ich GPA bekam habe ich mich damals komplett durchchecken lassen und es gab auch in meinem Blutbild keinerlei Anzeichen, dass etwas nicht stimmte..

Liebe Ostergrüße an alle in diesem Forum
Gramipol

Karin 123
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Re: Behandlungsdauer Rituximab - RTX

Beitrag von Karin 123 » Mo Apr 01, 2024 10:56 am

Hallo Gramipol,

warum Aza und nicht MTX?

Wie erklärt man eigentlich die Reduktion der Immunglobuline? Wer oder was produziert die eigentlich? Passiert das bei jedem nach langer RTX Anwendung oder nur manchmal oder wovon hängt das ab?

Euch alle auch noch schöne Ostern.

Karin

Hope
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Re: Behandlungsdauer Rituximab - RTX

Beitrag von Hope » Mo Apr 01, 2024 12:44 pm

Hallo Karin,

😁Habe zufällig gerade Folgendes gelesen:

Diagnostik und Therapie der ANCA-assoziierten Vaskulitiden
S3-Leitlinie
der
Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. (DGRh)
und…
Version 1
S.48:

„Unter einer Langzeit-RTX-Therapie ist das Risiko sekundärer Hypogammaglobulinämien und
die damit verbundene mögliche Infektneigung zu beachten, wobei hierzu noch wenig Daten
vorliegen. Thieu et al. zeigten anhand einer retrospektiven Kohorte, dass
Hypoimmunglobulinämien spät und unter fortgesetzter RTX-Gabe auftreten (IgG < 5g/l im
Median nach 22,5 Monaten unter fortgesetzter RTX-Gabe)(205).“

———

Immunglobuline sind von den CD19-B-Zellen produzierte Antikörper.

LG
Hope

Karin 123
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Re: Behandlungsdauer Rituximab - RTX

Beitrag von Karin 123 » Mo Apr 01, 2024 12:49 pm

Ah, das hilft sehr.

Wenn die CD 19 die Immunglobuline produzieren, dann ist klar, daß die sinken müssen und auf Strecke die Infektanfälligkeit zunimmt. Und beantwortet auch eine der Fragen, warum man nicht RTX auf ewig gibt, nebenbei. Danke Hope. Diese Antwort hilft mir sehr.

Grüße
Karin

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