Dauer der Rituximab Infusionen: wie lange RTX?

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Zongo
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Re: Dauer der Rituximab Infusionen: wie lange RTX?

Beitrag von Zongo » Fr Apr 14, 2023 9:28 pm

Moin.

Im Zusammenhang mit dem Hauptthema habe ich auch eine Frage an das Forum: Ich habe seit 4 Jahren GPA. Die Krankheit (damals mit renaler Beteiligung) ist seitdem in die Remission gedrängt. Nach 12 Monaten Cyc dann 2 Jahre RTX. Mein Rheumatologe hat mir nahegelegt auf Azathioprin zu wechseln.

Wie seht Ihr das ? Ist das eine Verbesserung oder würdet Ihr bei einer beschwerdefreien, gut verträglichen RTX-Behandlung bleiben ?

LG M

Karin 123
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Re: Dauer der Rituximab Infusionen: wie lange RTX?

Beitrag von Karin 123 » Sa Apr 15, 2023 5:29 pm

Hallo Zongo,

hat dein Rheumatologe gesagt, warum er wechseln möchte?

Grüße
Karin

Zongo
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Re: Dauer der Rituximab Infusionen: wie lange RTX?

Beitrag von Zongo » Sa Apr 15, 2023 8:04 pm

Hallo Karin,

nein, hat er nicht. Es gibt keine medizinischen Gründe die einen Wechsel notwendig machen würden. Ich denke er sieht das als Erleichterung für mich als Patienten. Weniger Aufwand. Muss nicht immer nach BB fahren. Irgendwie so.

Aber bei BB (Asche auf mein Haupt) hat man sowieso jedes Mal einen neuen Arzt. Da ist die Rheumaambulanz wohl nur eine Stelle die jeder Assistenzarzt mal übernehmen muss. Und da hat dann vermutlich jeder seine eigene Meinung.

Man hat es mir als Möglichkeit genannt. Ich soll es mir überlegen. Allerdings habe ich zwischenzeitlich einen Forschungsbericht gelesen, der ganz klar sagt, dass RTX das Risiko eines Rezidivs bei GPA signifikant reduziert im Vergleich zu Aza.

Und fiese Nebenwirkungen haben beide Mittel. OK. RTX mit „Multiplem Organversagen“ als häufige Nebenwirkung oder PML hat schon seinen Schrecken……Deswegen ja meine Frage an Euch. Die Weisheit der Vielen ! Da liegt man meistens richtig.

Herzliche Grüsse,

Mario

Karin 123
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Re: Dauer der Rituximab Infusionen: wie lange RTX?

Beitrag von Karin 123 » So Apr 16, 2023 10:02 am

Hallo Mario,

ich habe auch irgendwo gelesen, dass RTX wirksamer ist. Als Grund für den Wechsel könnte ich mir noch vorstellen

- er will auf ein schwächeres Medikament mit Ziel ganz ausschleichen hinarbeiten
- lange Zeit RTX birgt ein gewisses Risiko, daß der Körper Antikörper gegen Rituximab bildet. Deshalb gibt man es gern zusammen mit MTX, was dann als Antikörperfänger wirken soll
- es ist viel teurer
- RTX wurde erst 2017 oder 19 zur Remissionsbehandlung zugelassen. Genau weiß ich nicht, jedenfalls gibt es Aza schon länger, es gibt Langzeiterfahrungen auch bei den Morbus Crohn Leuten. Also breitere Erfahrungsbasis. Ein Punkt, der mich ein wenig beunruhigt. Gibt es bei RTX Erfahrungen über die Langzeitwirkungen?

Frag ihn doch einfach mal nach den Gründen. Dann kannst du seine Gedanken mit ins Kalkül nehmen und vielleicht besser entscheiden.

Grüße
Karin

sisyphos
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Re: Dauer der Rituximab Infusionen: wie lange RTX?

Beitrag von sisyphos » Mo Apr 17, 2023 11:30 am

Hallo Zongo, Karin und Mario,
ich habe AAV mit Nierenbeteiligung seit 5 Jahren, bin seit 4,5 Jahren in vollkommener Remission, hatte bisher kein Rezidiv und bekomme alle 6 Monate eine RTX-Infusion mit 500mg, die ich gut vertrage. Auch ich habe mich mal mit dem Wechsel auf AZA beschaäftigt. MTX kommt ja wegen der Nierenbeteiligung auf gar keinen Fall in Frage.
Auch wenn man wegen der Infektionsproblematik achtsam sein muß ist es mir das wert, wenn man dafür eine gute Lebensqualität hat.
Nach vielen Gesprächen mit meinem Rheumatologen und auch der Rheumaliga bin ich sicher, daß es für mich gut ist, aus folgenden Gründen bei RTX zu bleiben
- "never change a winning Team", d.h. warum wechseln, wenn man RTX gut verträgt. Die Begründung des Rheumatologen wäre interessant.
- AZA hat meist deutlich stärkere Nebenwirkungen (lt. Studien und Erfahrungen von Patienten meines Rheumatologen, aber das ist natürlich
individuell verschieden))
- sollte AZA nicht "funktionieren" (Nebenwirkungen, Rezidiv) kann man wohl nicht so ohne weiteres auf RTX zurück wie bei einem Wechsel von AZA
zu RTX
- Folgende Studien haben mich bestärkt weil sie die bessere Wirksamkeit von RTX i.Vgl. zu AZA bestätigen:
- Quelle 1: https://www.universimed.com/ch/article/rheumatologie/neue-leitlinie-erhaltungstherapie-2277727
Unter Rituximab weniger Rezidive
Zwei randomisierte kontrollierte Studien (MAINRITSAN und MAINRITSAN2) haben die Wirksamkeit von RTX zum Remissionserhalt untersucht.3,4 In der MAINRITSAN-Studie3 erhielten 115 Patienten mit GPA oder MPA randomisiert entweder RTX oder AZA nach einer Induktion mit CYC. RTX wurde hierbei nach einem festen Schema verabreicht: zwei 500mg-Dosen im Abstand von 14 Tagen nach der Induktion, gefolgt von 500mg alle 6 Monate bis zum Monat 18, also drei weiteren Dosen. Nach 28 Monaten traten in der RTX-Gruppe weniger starke Rückfälle auf als in der AZA-Gruppe (5% vs. 29%; HR: 6,61, 95% CI: 1,56–27,96; p=0,002). Die Überlegenheit von RTX hielt noch nach 60 Monaten an.5
In der MAINRITSAN2-Studie4 wurde statt des fixen RTX-Dosisschemas eine individuell angepasste Dosierung gewählt. Nach einer initialen Erhaltungsinfusion von 500mg RTX x 2 wurden alle 3 Monate weitere 500mg-Dosen infundiert, je nach Höhe von ANCA- und B-Zell-Werten. 28 Monate nach der ersten RTX-Infusion traten mit dem fixen Dosisschema seltener Rezidive auf als mit dem individuell zugeschnittenen (8 Patienten, 9,9%, vs. 13 Patienten, 16,0%).
Einige weitere Beobachtungsstudien mit einem Follow-up von bis zu 7,6 Jahren brachten weitere Hinweise, dass RTX wirksam und sicher beim Erhalt der Remission ist.6–13 In den meisten dieser Studien wurde RTX als Remissionserhalt nach Induktion mit RTX eingesetzt.

- Quelle 2: https://www.aerzteblatt.de/archiv/168787/ANCA-assoziierte-Vaskulitis-Rituximab-ist-eine-gute-Alternative-zu-Azathioprin
Inwieweit sich das Rückfallrisiko durch Rituximab senken lässt, hat eine Studie bei 115 Patienten (87 mit Granulomatose mit Polyangiitis, 23 mit mikroskopischer Polyangiitis, 5 mit renal limitierter ANCA-assoziierter Vaskulitis) untersucht.
Das Ergebnis: Unter Azathioprin ergab sich eine Rückfallquote von 29 % gegenüber 5 % unter Rituximab (Hazard Ratio 6,61; 95-%-Konfidenzintervall: 1,56–27,96; p = 0,002). Die Rate schwerer Nebenwirkungen war in beiden Gruppen vergleichbar (p = 0,92). Acht Patienten entwickelten unter Aza-thioprin und elf unter Rituximab eine schwere Infektion. Ein Karzinom trat bei zwei Patienten unter Azathioprin und einem Patienten unter Rituximab auf. Zwei Patienten in der Azathiopringruppe verstarben, ein Patient durch eine Sepsis, der andere durch ein Pankreaskarzinom.

Also ich würde vor diesem Hintergrund auch fragen warum ein Wechsel empfohlen wird und würde mich freuen, wenn Du das Ergebnis hier schreibst.
Beste Grüße
sisyphos

Zongo
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Re: Dauer der Rituximab Infusionen: wie lange RTX?

Beitrag von Zongo » Di Apr 18, 2023 5:31 pm

Lieber Freunde,

Vielen Dank für die Antworten. Ich werde den Doc
das nächste Mal fragen. Wenn es nach mir geht habe ich bei RTX ein besseres Gefühl.

Herzliche Grüsse,

Mario

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