Der Gorilla in deinem Haus

[Ingeborg]

Es geht um die viele Autoimmunerkrankungen begleitende fatigue -die Erschöpfung, Kraft- und Energielosigkeit oder/und Müdigkeit. Nach einer Studie unter Mitwirkung des Klinikums BB leiden 79% daran und stufen die Beeinträchtigung höher ein als Schmerzen und anderes. Andere Studien gehen von >90% aus.


Aus dem CFS-Forum geklaut:

Eine chronische Krankheit/Behinderung zu bekommen, ist ein bisschen, wie nach Hause kommen und sehen, dass da ein Gorilla im Hause ist.

Du kontaktierst die bewährten und offiziellen Stellen, die dafür zuständig sind, wilde Tiere einzufangen, und sie sagen „eehm“- und „aaahh“-, atmen geräuschvoll durch die Zähne ein, bevor sie etwas antworten wie: „Was sie da in ihrem Haus haben, ist ein Gorilla…und da gibt es leider nicht viel, was wir gegen Gorillas ausrichten können, verstehen sie...“, bevor sie dich zurück nach Hause in die wartenden Arme des Gorillas schicken.

Der Gorilla in deinem Haus wird dir Probleme in jedem Aspekt deines Lebens bereiten. Dein(e) Partner(in) könnte zu dem Schluss kommen, dass er nicht mit dem Gorilla umgehen kann und dich verlassen. Dein Arbeitgeber könnte sich darüber aufregen, dass du den Gorilla mit zur Arbeit gebracht hast, wo er deine Kollegen stört, die nicht wissen, wie man mit Gorillas umgeht. Außerdem kommst du in Kleidung zur Arbeit, auf der dein Gorilla geschlafen hat. Manchmal kommst du sogar gar nicht, denn im letzten Moment hat der Gorilla beschlossen, dich im Badezimmer einzusperren oder sich auf dich zu setzen, so dass du dein Bett nicht verlassen kannst.
Deine Freunde werden genervt sein, wenn du dich mit ihnen triffst – was nicht oft vorkommt, denn sie wollen dich nicht besuchen, aus Angst vor dem Gorilla und der Gorilla lässt dich nur selten raus – das einzige Thema, das dich beschäftigt, ist dieser blöde Gorilla und der Schaden, den er anrichtet.

Es gibt drei Ansätze für den Umgang mit dem Gorilla in deinem Haus.

Einer ist, ihn zu ignorieren und zu hoffen, dass er wieder weggehen wird. Das wird wahrscheinlich nicht funktionieren. Ein 150Kg schwerer Gorilla schläft, wo er will und wenn das auf dir ist, wird es dich einschränken.

Ein anderer ist, zu versuchen, den Gorilla dazu zu zwingen, wegzugehen, ständig mit ihm zu ringen, deine ganze Zeit damit zu verbringen, gegen ihn anzukämpfen. Das ist meist ein verlorener Kampf. Manche beschließen, all ihr Geld in Leute zu investieren, die kommen und Kristalle auf den Gorilla werfen – natürlich aus sicherer Entfernung. Das ist auch eher ein verlorener Kampf.
Wie auch immer, ab und zu, einer von hundert Gorillas wird sich irgendwann langweilen und weggehen. Die Kristallwerfer und Gorilla-Ringer werden ihren Sieg verkünden und den Medien erzählen, dass es ein überragender Durchbruch in der Gorilla-Bekämpfung sei und dass es die 99 anderen Gorilla-Ringer einfach nicht richtig machten, weil sie die falsche Einstellung hätten oder es ihnen an Hingabe fehlte. Den 99 anderen Gorilla-Ringern fehlt die Energie, sich gegen solche Aussagen zu wehren.

Ich kenne Menschen, die ihre besten Jahre und mehrere tausend Euro dafür geopfert haben, ihren Gorilla dazu zu zwingen, sie in Ruhe zu lassen. Die Tragödie ist, dass, selbst wenn der Gorilla mal für eine Weile Ruhe gibt oder sogar verschwindet, werden sie niemals ihre Prä-Gorilla-Leben zurück bekommen. Sie werden älter sein, pleite, ausgelaugt und sich permanent davor fürchten, dass der Gorilla zurückkommen könnte.

Die dritte Möglichkeit mit dem Gorilla in deinem Haus fertig zu werden ist, ihn zu akzeptieren, zähme ihn und mache ihn zu einem Teil deines Lebens. Finde einen Weg, deinen Gorilla zu beruhigen. Bringe ihm bei, still zu sitzen, bis du in der Lage bist, ihn mit rauszunehmen, ohne, dass er dir eine Szene macht. Finde heraus, wie du dein Zuhause Gorilla-freundlich einrichten und mit Hilfsmitteln ausstatten kannst.

Überlege zusammen mit deinem Arbeitgeber Möglichkeiten, deinen Gorilla unterzubringen oder vielleicht sogar einen Nutzen aus ihm zu ziehen. Triff dich mit anderen Menschen, die mit Gorillas leben, es ist gut, wenn man etwas gemeinsam hat und ihr könnt euch gegenseitig Gorilla-Zähm-Tipps geben.

Einige aus deinem Umfeld werden sich darüber aufregen und mit Vorwürfen um sich werfen, die „aufgeben“ und „es nicht richtig versuchen“ beinhalten. Sie werden implizieren, du würdest es genießen, einen Gorilla um dich zu haben, wegen der Aufmerksamkeit, die er dir bringt (wobei sie die riesigen Haufen stinkender Gorilla-Scheiße ignorieren, die du jeden Morgen und jede Nacht in deinem Schlafzimmer vorfindest, nicht zu vergessen, die wöchentlichen Ausgaben für Bananen). Mit solchen Leuten gehst du am besten um, indem du sie anlächelst und dich daran erinnerst, dass eines Tages auch sie einen Gorilla in ihrem Haus haben können.

(Im Original http://batsgirl.blogspot.de/2008/04/gor ... house.html)

[Unverzagt]

Hallo, liebe Ingeborg,
danke! Mein Gorilla und ich (er schaut mir gerade über die Schulter) wünschen Dir alles LIebe Gute Schöne!

Unverzagt

[Plumpaquatsch]

Hallo Ingeborg,
ganz tolle Beschreibung, Danke fürs Teilen! Kenne eine ähnliche Variante vom Schwarzen Hund bei Depressionen ( Churchill), aber diese hier zu CFS kannte ich nicht.
Genau so ist es, liebe Grüße Plumpaquatsch

[omega]

Hallo Ingeborg, was für ein schönes Bild, das sich individuell weiterspinnen lässt.
Mein Gorilla ist zum Affen mutiert, er ist nicht mehr ganz so stark, aber tanzt mir auf der Nase rum. Hat immer gute Laune
und mokiert sich über mich, wenn ich schlapp auf dem Sofa liege, wenn ich bei Sonnenschein lieber zu Hause bleibe, und auf meiner Gymnastikmatte turnt er lieber rum.

[Hope]

Hallo Ingeborg,
auch von mir ein Danke!
Der Vergleich ist erheiternd und außerdem so passend!
Liebe Grüße
Hope