chronisch krank im Job

Alles, worüber Ihr sonst noch reden wollt, was aber nicht unbedingt mit Vaskulitis zu tun haben muss: Das letzte Buch, das beste Rezept, die schönste Pflanze :-)
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giite
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chronisch krank im Job

Beitrag von giite » Mo Aug 27, 2018 9:56 am

Sag ich's, oder nicht?

https://rollingplanet.net/chronisch-krank-im-job-sag-ichs/

wie geht ihr eigentlich damit um ?

es ist ja wirklich immer nicht so einfach sich dazu zu äußern , man möchte ja alles immer gut machen und setzt sich ja etwas unter Druck und manchmal stößt man dann an seine Grenzen .

dsabine
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Re: chronisch krank im Job

Beitrag von dsabine » Mo Aug 27, 2018 11:59 am

Mir hat es bisher nur geholfen, offen damit umzugehen. Allerdings gab es zu Beginn kaum eine andere Möglichkeit, meine erste sehr lange Arbeitsunfähigkeit irgendwie anders zu erklären.

Mein Glück ist, dass ich im öffentlichen Dienst bin, ich habe immer Zugang zu und sehr hilfreiche Unterstützung/Schutz von Betriebsrat, Schwerbehindertenvertretung und Betriebsarzt.

Nach meinem letzten längeren Schub habe ich einen alternierenden Telearbeitsplatz beantragt und bekommen, so dass ich stundenweise auch von zuhause arbeiten kann. Die Initiative dazu kam vom Betriebsrat, die ganzen Formulare hat die Schwerbehindertenbeauftragte für mich bearbeitet, ich musste mich um fast garnichts kümmern.
Auch als ich kurz nach der Diagnose meine Vollzeitstelle auf 65% reduzieren musste, hat die Schwerbehindertenbeauftragte (erfolgreich) für mich die Teilerwerbsminderungsrente beantragt.

Meine unmittelbaren Kollegen sind nicht alle informiert, aber das ist mir egal. Die, mit denen ich gut klarkomme, wissen es und die helfen mir auch, dass ich nicht zuviel mache, möglichst keine Überstunden usw. Ich bin mir sicher, dass außerhalb dieses kleine Kreis jede Menge Gerüchte im Umlauf sind.

Denn mein "Unglück" ist, dass ich an einer Uniklinik arbeite und nach langem Zögern, auch an dieser Uniklinik in Behandlung bin. Das bedeutet auch immer, dass ich-weiß-nicht-wer-alles Zugang zu meinen medizinischen Daten haben kann. Theoretisch ist das jeder ärztliche Mitarbeiter, also auch meine Vorgesetzten.

Das habe ich lange Zeit vermieden, bin lieber mit langer Anreise woanders in eine Ambulanz gegangen. Aber als die Rituximab Behandlung anfing, wurde das zu umständlich und hier hat es dann der Betriebsarzt für mich organisiert als Teil einer betrieblichen Wiedereingliederung bei chronischer Erkrankung.

Hope
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Re: chronisch krank im Job

Beitrag von Hope » Mo Aug 27, 2018 3:00 pm

Hallo,
zu Beginn meiner Erkrankung und auch darüberhinaus war ich häufig im Krankenhaus. Dadurch war ohnehin klar, dass ich chronisch krank bin. Ansonsten sagte ich zunächst nichts und wurde auch nicht gefragt. Da ich mit zwei netten Kolleginnen arbeitete, die während meiner Krankenhausaufenthalte meine Arbeit erledigten, kam meinerseits irgendwann mehr Offenheit in die Geschichte, ich erklärte von mir aus, warum diese Aufenthalte erforderlich sind und welche Therapien ich bekomme. Mag sein, dass ich auch von Müdigkeit und Erschöpfung sprach, das weiß ich heute gar nicht mehr. Rückblickend muss ich sagen, dass diese Offenheit für mich wohltuend war, weil ich mich nicht mehr wie eine Geheimniskrämerin, die andere für sich arbeiten lässt, fühlte.

Allerdings ging es bei mir nach dem Wechsel von Endoxan auf Mtx gesundheitlich bergab, insbesondere schlug die Fatigue wieder zu, was ich in diesem Ausmaß nicht mitteilte, weil man es ja auch nur schlecht erklären kann. Dies würde ich heute anders machen, hätte es doch manch apathische Verhalten meinerseits erklärt.
Außerdem führt die Fatigue -natürlich in Abhängigkeit vom Schweregrad- bei einem selbst zwangsläufig zu einer extremen Überlastung, die ihrerseits die Grunderkrankung verstärken oder weitere Erkrankungen nach sich ziehen kann. Andererseits können hier auch keine Kollegen helfen, würde es doch auf Dauer bei denen zur Erschöpfung führen und man müsste nach anderen Lösungen suchen, wie z.B. geringerer Stundenzahl, wozu ich mich später auch entschied. Doch auch dann fiel es mir manchmal noch schwer Sachverhalte zu durchdenken.

Da mir eigentlich damals schon klar war, dass an ein weiteres berufliches Vorankommen nicht mehr zu denken war, bedauere ich heute, dass ich mir diesen zusätzlichen und unnötigen Stress angetan habe, statt die ganze Problematik zunächst mit meinem Rheumatologen intensiv zu besprechen und dann dem Arbeitgeber darzustellen.
Schlussendlich führte die Fatigue ohnehin in die Erwerbsunfähigkeit.

Euch allen, die Ihr noch berufstätig seid, wünsche ich die richtigen Entscheidungen für den Umgang mit der Erkrankung im Beruf. Diese sind wirklich sehr abhängig vom Arbeitgeber, den Kollegen, den Krankheitssymptomen und den eigenen Hoffnungen und Erwartungen.

Liebe Grüße,
Hope

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Re: chronisch krank im Job

Beitrag von Hope » Mo Aug 27, 2018 3:21 pm

Hallo dsabine,
dass der Arbeitgeber Zugang zu den Krankenakten hat, ist natürlich eine ganz spezielle Situation. Hier hätte ich auch solange wie möglich versucht, die Behandlung anderenorts durchführen zu lassen. Doch je belastender dies für mich geworden wäre, desto mehr wäre auch bei mir die Akzeptanz gewachsen, die Möglichkeit der Akteneinsicht durch den Arbeitgeber in Kauf zu nehmen.

Manchmal denke ich, dass durch eine gewisse Offenheit gesteuert werden kann, ob und was weitererzählt wird, denn dort, wo Sachverhalte klar sind, muss im Kollegenkreis nicht spekuliert werden. Andererseits sind Gerüchte ohnehin immer im Umlauf, ob gesund oder krank. Da wissen Kollegen sicherlich Dinge, von denen man selbst noch gar nichts weiss 😉.

Es freut mich jedenfalls zu lesen, dass man Dir beruflich so gut helfen konnte und Du in solch einem netten Umfeld arbeitest, denn das ist ganz und gar nicht selbstverständlich.

Alles Gute,
Hope

giite
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Re: chronisch krank im Job

Beitrag von giite » Mo Aug 27, 2018 5:23 pm

Hallo ihr Lieben

Ich habe dieses Thema eingestellt , bin aber schon lange berentet und durch die Erkrankung meiner Freundin jetzt etwas damit beschäftigt , ich höre ihr zu , gebe auch kleine Hinweise , aber so wirklich erreiche ich sie nicht.Und dabei sind auch meine Erinnerung an meine Berufszeit und das Ausscheiden aus dem Beruf durch die Erkrankung wieder präsent, ich hatte bestimmt auch einiges nicht so richtig umgesetzt .Es ist schon ein etwas holpriger Weg , es kann aber jeder nur auf seine Weise es bewältigen. Aber einfacher und leichter ist es nicht geworden .

dsabine
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Re: chronisch krank im Job

Beitrag von dsabine » Mo Aug 27, 2018 8:52 pm

Hope hat geschrieben:
Mo Aug 27, 2018 3:21 pm

dass der Arbeitgeber Zugang zu den Krankenakten hat, ist natürlich eine ganz spezielle Situation. Hier hätte ich auch solange wie möglich versucht, die Behandlung anderenorts durchführen zu lassen.
Andererseits muss ich zugeben, dass die meisten der Ärzte/Mediziner, mit denen ich täglich arbeite, sehr viel Verständnis haben und mir auch immer mal wieder mit Ratschlägen und Hinweisen auf neue Entwicklungen weiterhelfen. Es gab auch schon Tage, an denen ich dem ein oder anderen etwas "zu blass" aussah und man mir "zur Vorsicht" mal Blut abgenommen hat, damit "nichts übersehen wird". So wurde z.B. einmal ein akuter Vit B12 Mangel entdeckt. Natürlich führt das auch immer mal wieder dazu, dass ich mich dann fast schon permanent ärztlich beobachtet fühle und es gab auch schon Tage, an denen ich mich fitter ausgab als ich war.

tapa
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Re: chronisch krank im Job

Beitrag von tapa » Di Sep 04, 2018 8:04 am

Moin, ich habe im Job bisher nichts erzählt. Ich arbeite Teilzeit und komme dabei ganz gut mit meiner Energie zurecht. Nach meiner massiven Ohrenentzündung im Frühjahr hatte ich ein "Betriebliches Eingliederungsgespräch" oder wie das heißt. Da wird halt mit den Leuten gesprochen, die in einem Kalenderjahr mehr als 6 Wochen fehlen. Das soll offiziell nur zum besten des Arbeitnehmers sein, übt natürlich aber auch Druck auf einen aus. Jetzt werde ich aber auf Rat meiner Rheumatologin einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen. Sollte das klappen, werde ich den Arbeitgeber darüber informieren. Meine Kollegen werde ich eher nicht informieren, evtl. ein oder zwei sehr vertraute Kollegen.

dsabine
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Re: chronisch krank im Job

Beitrag von dsabine » Di Sep 04, 2018 6:03 pm

Hallo tapa,

die Betriebliche Wiedereingliederung hat mich auch schon zweimal erwischt. Du kannst das aber auch ohne Grund nach dem Gespräch ablehnen. Wenn du das Gefühl hast, dass man dir das negativ anlastet, kannst du das mit dem Personalrat klären (falls vorhanden), denn du kennst deine Belastbarkeit am besten und machst ja nicht mal so aus Jux blau, bzw. arbeitest trotz chron. Erkrankung.

Sobald du eine anerkannte Schwerbehinderung oder Gleichstellung einer Schwerbehinderung hast, dann wende dich an ein Integrationsamt, die schauen ganz genau, dass die richtige Maßnahme angewandt wird, welche Maßnahmen dir dein Arbeitgeber anbieten muss und welche Wege der Finanzierung es gibt.

In meinem Fall erhält der Arbeitgeber eine Ausgleichszahlung für den Verlust meiner reduzierten Stundenzahl wegen der Schwerbehinderung und mein Vorgesetzter muss mit dem Geld eine zusätzliche Teilzeitkraft finanzieren. Das hat das Integrationsamt alles organisiert, ich musste bei zwei Gesprächen dabei sein.

Die Beratung im Integrationsamt ist kostenlos und nicht an eine M itgliedschaft gebunden, brachte mir auch viel Unterstützung und Anleitung, wie ich meine Rechte als schwerbehinderter Arbeitnehmer geltend machen kann. Von kleinen Sachen wie Urlaub beantragen über Pausen durchsetzen und Überstunden ablehnen - wenn ich es will.

https://de.wikipedia.org/wiki/Integrationsamt

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