Rund um den Schwerbehindertenausweis

Alles, was mit Behörden im Zusammenhang mit Vaskulitis zu tun hat
Antworten
giite
Beiträge: 219
Registriert: Mi Jun 06, 2018 7:12 pm

Rund um den Schwerbehindertenausweis

Beitrag von giite » Di Jun 12, 2018 8:11 am

https://www.vdk.de/deutschland/pages/teilhabe_und_behinderung/9196/der_schwerbehindertenausweis

Plumpaquatsch
Beiträge: 107
Registriert: Mo Jul 13, 2020 6:45 pm

Re: Rund um den Schwerbehindertenausweis

Beitrag von Plumpaquatsch » Sa Aug 22, 2020 8:07 pm

Liebe Kämpfer,
bin heute recht niedergeschlagen. Im Briefkasten fand ich einen vorläufigen Bescheid des Amts Zentrum für Familie und Soziales, sprich Versorgungsamt. Habe GPA und hatte davor, vor fünf Jahren, Eierstockkrebs mit Chemo, der nun als geheilt gilt. Eigentlich ein Grund zur Freude. Man teilt mir nun mit, dass meine Schwerbehinderung aufgehoben wird! Hatte bisher 80 Prozent zusammen mit GPA. Wegener hab ich seit 2018, Therapiebeginn Dezember 2018. Den Blutwerten zufolge würde auch die Riuximab-Therapie gut anschlagen ( hatte bisher 7 Infusionen, geht noch bis 2022), Nierenwerte seien stabil und Entzündungswerte zurückgegangen, schreibt das Amt. Deshalb nur noch 30% Behinderung und keine Schwerbehinderung mehr.
Das haut mich gerade um. Die Blutwerte sind gut, aber ich kann keine 1000 m am Stück gehen, ohne eine Sitzpause einlegen zu müssen, oft sind es nur 500m, muss mein Bett in drei Etappen überziehen, kann einen Kuchen nicht am Stück einrühren und Radfahren geht wegen des Gleichgewichts auch nicht mehr, kann mich sehr schwer und nur kurz konzentrieren und nicht lange zuhören und und, wem erzähl ich das. Im Krankenhaus sagte mir der Arzt erst vor einem Monat „Sie haben ein schwere Krankheit...“ und dann kommt vom Amt ein solches Schreiben. Wieder wird die Krankheit runtergespielt.
Ein Antrag auf EU- Rente läuft seit Januar 2019, Gutachter Dezember 2019, keine Antwort bisher. Bei telefonischer Nachfrage Auskunft erhalten, es dauere noch, ich soll AGL im Sinne der Nahtlosigkeitsregelung beantragen. Das AlG wurde sofort genehmigt, da ich der Agentur für Arbeit und dem Rentenmitarbeiter zufolge weniger als 3 täglich arbeitsfähig sei. Mein Arbeitsverhältnis ruht im Augenblick.
Jetzt habe ich vier Wochen, um einen Einspruch zu verfassen. Wie kann man denn beweisen, dass die Kraftlosigkeit und Schwäche nicht gespielt und Gedächtnis und Konzentration dahin sind? Mir geht so langsam diesbezüglich die Puste aus, bin es leid. LG
GPA in (dieser Reihenfolge) HNO, Augen, Gelenken, Muskeln und Nieren seit 2018, RTX von 2018-2022, Prednisolon von 2018-2021. Aktuell keine GPA-Medikation. Region Oberfranken, w/geb.1966.

GeNeRaL
Beiträge: 153
Registriert: Mi Nov 28, 2018 8:18 pm

Re: Rund um den Schwerbehindertenausweis

Beitrag von GeNeRaL » Sa Aug 22, 2020 9:43 pm

Ich wuerde einen Einspruch einlegen, ohne jegliche weitere Angaben. Mit der Bitte um ein Gutachten (nicht nach Aktenlage) von einem in diesem Krankheitsspektrum versierten Arzt. Dazu solltest du deine angestrebten %te angeben. ;)

Marienkaeferle
Beiträge: 18
Registriert: So Okt 20, 2019 3:33 pm

Re: Rund um den Schwerbehindertenausweis

Beitrag von Marienkaeferle » So Aug 23, 2020 9:43 am

Hallo Plumpaquatsch,

Ingeborg hat eine Liste, welche ziemlich hilfreich ist. Bitte sie dieselbe Dir zu mailen.

Bist Du in einem Sozialverband, die helfen Dir auch und kennen sich aus.

General hat recht, reiche einen Widerspruch ein und die Unterlagen kannst Du nachreichen.

Setze Dich ausserdem mit Deinem Hausarzt in Verbindung, die können Dir bei den Unterlagen/Arztberichten helfen. Ausserdem besprich die Angelegenheit mit Deinem Rheumatologen, vielleicht kann der Dir auch helfen.

Wünsche Dir viel Glück und kämpfe....Grüßle Marienkaeferle

Ingeborg
Beiträge: 4220
Registriert: Mi Jun 06, 2018 11:33 am

Re: Rund um den Schwerbehindertenausweis

Beitrag von Ingeborg » So Aug 23, 2020 2:44 pm

Hallo Plumpaquatsch,
nach meiner Beobachtung werden Vaskulitiden von den Versorgungsämtern mit einem GdB von 20-30 bewertet. Es wird übrigens nicht die "schwere Krankheit" zugrunde gelegt, sondern ausschließlich wichtig sind die Einschränkungen im Alltag und Freizeit. Da zählt dann z.B. auch der Einbruch an sozialen Kontakten, weil man keine Energie mehr für die Treffen hat, das Sprechen und Zuhören schwerfallen usw.
Das, was Du schilderst, kann auch Auswirkung der fatigue sein, an der nach einer Studie (aus 2011) 75% der Patienten leiden.
Also erstmal Widerspruch einlegen und schreiben, dass die Begründung folgt.
Dann schreibe über 2-3 Wochen alles auf, was Du nicht mehr kannst und Dir auffällt. Meist stehen solche Sachen nicht in Arztberichten. So bitte Deine Ärzte, Deine Zusammenstellung für das Amt wenigstens zu bestätigen. Es kommt immer auch darauf an, dass es ärztlicherseits bestätigt wird.
Am besten wird sein, wenn Du den VdK oder Sozialverband Deutschland mit der anschließenden Begründung beauftragst. Oder einen Anwalt für Sozialrecht. Sind sämtlich örtlich von unterschiedlicher Güte.
Vielleicht können Bestätigungen Deiner Einschränkungen durch die Ärzte auch die Rente beschleunigen...

Ansonsten kannst Du auch in etwa nem 1/2 Jahr einen Verschlechterungsantrag stellen.

LG Ingeborg
p.s. zu fatigue-Studie, auf den ersten 5 Seiten nach meiner Erinnerung:
https://www.vaskulitis.org/forum/viewtopic.php?f=2&t=2535&p=12575&hilit=M%C3%BCdigkeit%2A#p12575
Man muß sich von sich selbst auch nicht alles gefallen lassen.
(Viktor Frankl, 1905-1997)

Plumpaquatsch
Beiträge: 107
Registriert: Mo Jul 13, 2020 6:45 pm

Re: Rund um den Schwerbehindertenausweis

Beitrag von Plumpaquatsch » So Aug 23, 2020 3:04 pm

Liebe Ingeborg, liebes Marienkäferle und lieber GeNeRaL,
vielen Dank für die goldwerten Tipps. Gehe jetzt schon etwas entspannter an die -notwendige- Sache, mache ich so. LG Plumpa
GPA in (dieser Reihenfolge) HNO, Augen, Gelenken, Muskeln und Nieren seit 2018, RTX von 2018-2022, Prednisolon von 2018-2021. Aktuell keine GPA-Medikation. Region Oberfranken, w/geb.1966.

Hope
Beiträge: 725
Registriert: Mi Jun 06, 2018 11:16 am

Re: Rund um den Schwerbehindertenausweis

Beitrag von Hope » So Aug 23, 2020 11:26 pm

Hallo Plumpaquatsch,
wenn Du noch weiterhin Rituximab erhältst, bekommst Du eigentlich schon deshalb GdB 50 anerkannt; meines Wissens steht dies auch so in den Entscheidungsrichtlinien.

Die Aktion „Bett beziehen in drei Etappen“ kann ich sofort nachvollziehen; das war für mich auch lange Zeit Schwerstarbeit. Unter Rtx hat sich dies aber geändert, und ich habe erst neulich noch gestaunt, dass mir die Tätigkeit wieder so viel leichter fällt.

Viel Erfolg mit dem Widerspruch
Hope

Plumpaquatsch
Beiträge: 107
Registriert: Mo Jul 13, 2020 6:45 pm

Re: Rund um den Schwerbehindertenausweis

Beitrag von Plumpaquatsch » Mo Aug 24, 2020 8:41 am

Hallo Hope,
so steht es in den Entscheidungsrichtlinien, weiß jedoch nicht, ob RTX als aggressive Therapie eingestuft ist. Mal sehen, ich führe das auf jeden Fall mal an. Danke und LG

„Die Beurteilung des GdB/GdS bei Kollagenosen und Vaskulitiden richtet sich nach Art und Ausmaß der jeweiligen Organbeteiligung sowie den Auswirkungen auf den Allgemeinzustand, wobei auch eine Analogie zu den Muskelkrankheiten in Betracht kommen kann. Für die Dauer einer über 6 Monate anhaltenden aggressiven Therapie soll ein GdB/GdS von 50 nicht unterschritten werden.“
GPA in (dieser Reihenfolge) HNO, Augen, Gelenken, Muskeln und Nieren seit 2018, RTX von 2018-2022, Prednisolon von 2018-2021. Aktuell keine GPA-Medikation. Region Oberfranken, w/geb.1966.

Plumpaquatsch
Beiträge: 107
Registriert: Mo Jul 13, 2020 6:45 pm

Re: Rund um den Schwerbehindertenausweis

Beitrag von Plumpaquatsch » Mo Aug 24, 2020 8:52 am

Ich lese gerade, laut Versorgungsmedizin-Verordnung von 2012 wird RTX allein und Cortison unter der Cushing-Schwelle als nicht aggressiv eingestuft. Somit greift das bei mir nicht. Gruß Plumpa
GPA in (dieser Reihenfolge) HNO, Augen, Gelenken, Muskeln und Nieren seit 2018, RTX von 2018-2022, Prednisolon von 2018-2021. Aktuell keine GPA-Medikation. Region Oberfranken, w/geb.1966.

Hope
Beiträge: 725
Registriert: Mi Jun 06, 2018 11:16 am

Re: Rund um den Schwerbehindertenauswei

Beitrag von Hope » Mo Aug 24, 2020 11:49 am

Danke für die Info, Plumpaquatsch, dass hätte ich jetzt nicht gedacht. Dann wünsche ich Dir, dass es auch so klappt!

Zu Beginn meiner Erkrankung hatte ich auch erst einen Grad von 30 zugesprochen bekommen (trotz Endoxan, kann aber sein, dass es damals die Regelung mit der aggressiven Therapie noch nicht gab); damals legte ich keinen Widerspruch ein. I.R. der erneuten Überprüfung durch das Versorgungsamt beantragte ich später die Erhöhung auf 50. Diese wurde auch anerkannt; die derzeitige Therapie war damals Mtx. Zwischenzeitlich ist die Anerkennung der Schwerbehinderung unbefristet; Therapie zum Zeitpunkt der Entscheidung war Rtx und 5mg Prednisolon; Erwerbsunfähigkeit war damals aber schon anerkannt.

Trotzdem eine schöne Woche
Hope

Zum Zeitpunkt der letzten Entscheidung des Versorgungsamtes gab es die von Dir genannte Richtlinie schon, meine Nierenwerte sind o.k., allerdings -wie so oft bei GPA- chronische Entzündungen im HNO-Bereich und damit stets erhöhte Entzündungswerte.

Antworten