GPA / Vaskulitiden - Arbeitsunfähigkeit

Alles, was mit Behörden im Zusammenhang mit Vaskulitis zu tun hat
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Zongo
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GPA / Vaskulitiden - Arbeitsunfähigkeit

Beitrag von Zongo » Fr Aug 26, 2022 10:33 pm

Liebes Forum,

mich würde einmal interessieren, welchen Stand im
Sinne von Beruf Ihr mit Eurer Erkrankung habt.

Seid Ihr mit aktiver/passiver Erkrankung Arbeitsfähig oder Arbeitsunfähig ? Hat schon jemand Krankengeld bezogen und wurde mit GPA gar ausgesteuert ? Oder ging es nach erfolgter Remission gleich in die Erwerbsminderungsrente ?

Über Eure Erfahrungen würde ich mich sehr freuen.

Herzliche Grüsse,

Mario

Plumpaquatsch
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Re: GPA / Vaskulitiden - Arbeitsunfähigkeit

Beitrag von Plumpaquatsch » Sa Aug 27, 2022 4:27 pm

Hallo Zongo,
nach der Diagnosestellung war ich etwa 1,5 Jahre krank, währenddessen Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt, bis zur Genehmigung übergangsweise Arbeitslosengeld im Rahmen der Nahtlosigkeitsregelung bezogen, dann rückwirkend Rentenzusage, befristet auf dann doch drei Jahre ( obwohl Gutachter ein Jahr vorschlug), aktuell genehmigte Verlängerung um drei weitere Jahre befristete Erwerbsminderungsrente bis 2025.
Gruß Plumpa
GPA in (dieser Reihenfolge) HNO, Augen, Gelenken, Muskeln und Nieren seit 2018, RTX von 2018-2022, Prednisolon von 2018-2021. Aktuell keine GPA-Medikation. Region Oberfranken, w/geb.1966.

Zongo
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Re: GPA / Vaskulitiden - Arbeitsunfähigkeit

Beitrag von Zongo » Sa Aug 27, 2022 6:55 pm

Hallo Plumpa,

danke für Deinen Bericht. Du hast 1,5 Jahre Krankengeld bekommen und bist dann ausgesteuert worden ? Oder hat die Krankenversicherung verlangt, dass Du eine Reha machst und der Reha-Bericht hat quasi ausgesagt „Dat wird nix mehr“ und dann wurde automatisch Erbwerbsminderungsrente beantragt ?

Liebe Grüsse,

Mario

Plumpaquatsch
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Re: GPA / Vaskulitiden - Arbeitsunfähigkeit

Beitrag von Plumpaquatsch » Sa Aug 27, 2022 8:42 pm

Hallo Mario,
nein, ich bin nicht ausgesteuert, mein früheres Arbeitsverhältnis ruht nur. Habe sechs Wochen Lohnfortzahlung erhalten, dann Krankengeld.

Nach der Diagnose und meinem Allgemeinzustand wusste ich, so schnell wird das nichts mehr mit Arbeit und habe eigenständig bei der Rentenstelle der Stadtverwaltung einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt. Das ist aber nicht der normale Weg, meist läuft das schon über Reha. Ich denke, über Reha ist das einfacher, was ich so gehört habe. Ich hatte damals halt keine Ahnung und musste mir selbst helfen.

Ich war nie auf einer Reha, wäre mir in der Akutphase eher eine Qual gewesen, es kam dann ja auch die Covid-Pandemie dazwischen. LG Plumpa
GPA in (dieser Reihenfolge) HNO, Augen, Gelenken, Muskeln und Nieren seit 2018, RTX von 2018-2022, Prednisolon von 2018-2021. Aktuell keine GPA-Medikation. Region Oberfranken, w/geb.1966.

ANCA
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Re: GPA / Vaskulitiden - Arbeitsunfähigkeit

Beitrag von ANCA » Mi Jan 04, 2023 9:27 pm

Hi, ich kann nun auch was aus 2022 beisteuern.

Krank seit Anfang März, Krankengeldbezug von Mitte April, für 254 Tage (gut 36 Wochen) bis Mitte Dezember. Hamburger Modell (AU blieb bestehen / Krankengeld wurde weiter gezahlt) von Anfang November bis mitte Dezember. Ich habe nie etwas von der Krankenkasse (hkk) gehört, außer zwecks der Bestätigung des Krankengeldes.
Schwerbehindertenausweis mit GDB 50 ohne Begrenzung erhalten.
Da ich noch nicht 15 jahre in die Rentenversicherung eingezahlt habe, ist zwecks beruflicher Wiedereingliederung für mich nicht die Deutsche Rentenversicherung zuständig, sondern die Agentur für Arbeit. Ich bin da in regem Austausch mit einer engergierten Bearbeiterin eines s.g. REHA Teams. Selbige setzt sich grad mit meinem Arbeitgeber und dem ansässigen Integrationsdienst auseinander, um mir einen leidensgerechten Arbeitsplatz zu ermöglichen.

Zum Start dieses ganzen Prozesses hatte ich in Absprache mit der Personalleitung wortwörtlich alle an einen Tisch geholt. Geschäftsleitung, Betriebsrat, Abteilungsleiter, Ärztin des Arbeitsmedizinischen Dienstes, die Dame vom AfA Reha-Team und ich saßen an einem großen Tisch und erörterten, was bei mir noch geht und was nicht. Diesen Termin zu organisieren war nicht einfach (Urlaubszeit / Krankheit), aber schlussendlich hatte es geklappt. So hatten alle alles aus erster Hand und ich konnte "Hören-Sagen" vermeiden und alles konnte losgehen.

Sicherlich habe ich meine Rückkehr ins Arbeitsleben sehr forciert, aber mein Arbeitgeber kam mir sehr entgegen. Er möchte den technischen Know-How Verlust durch mein evtl. Scheiden nicht riskieren und versucht mich nah an meiner alten Position "unterzubringen". Das ist zur Zeit noch ein bisschen ziellos und ich fühle mich noch ein bisschen verloren, aber ich kann sicherlich mehr als dankbar sein, dass ich überhaupt die Möglichkeit bekomme mich neu auszurichten.

Eine Sache ist mir bereits während des Hamburger Modells aufgefallen. Ich erarbeite z. Z. eigenverantwortlich einzelne Konzepte und Projekte, die bis jetzt liegengeblieben sind. SEHR viel lesen von Vorgaben und Normen + Textverabeitung und Tabellenkalkulation am PC. Ich habe keinen einzigen Tag dieser Zeit die vollen 8h im Büro geschafft. Dadurch, dass ich sonst immer in Bewegung war und es grad draußen nur dunkel ist, verging der Tag gefühlt nur schleppend. Nun habe ich sehr mit Konzentrationsschwund und Müdigkeit zu kämpfen. Alles läuft immer gut, aber dann ist es, wie eine Wand. Nach 4h fängt am PC alles an zu verschwimmen und ich mache nur noch Tippfehler oder Lesen wird extrem anstrengend und sinnlos, da ich eh nichts mehr behalte.
Erschwerend ist natürlich, dass mein Arbeitsplatz erst geschaffen werden muss. Der Raum, in dem ich arbeiten soll, ist noch nicht fertig. Ich wurde für's Erste bei einer Abteilungsleitung mit ins Büro gesetzt (ich habe natürlich den ganzen Tag die Maske auf und horche, wer in der Etage so am Husten ist). Das erschwert für mich natürlich die "entspannte" Arbeit enorm, da immer irgendwo jemand telefoniert, oder redet.

Zu Hause angekommen, falle ich auf der Couch ins "Kurzzeitkoma". Man merkt richtig, dass die Batterie einfach leer ist.
Und am Mittwoch denke ich mir immer. Wie jetzt!? Nochmal zwei Tage??? :?

Das sollte nur ein schneller Eindruck sein und ist jetzt doch ein ganz schöner Absatz geworden. :lol:

Beste Grüße,
ANCA
Aufstehen, weitermachen!

Geschl.: männlich; Geb.: 1988; Region: Berlin/Brandenburg; Diag. 2022: ANCA Vaskulitis/Morbus Wegener (GPA); 4x Rituximab 1000mg

Meine Story: https://www.vaskulitis.org/forum/viewtopic.php?f=2&t=5979

Ingeborg
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Re: GPA / Vaskulitiden - Arbeitsunfähigkeit

Beitrag von Ingeborg » Do Jan 05, 2023 3:31 pm

Hi ANCA,
danke für den Einblick in Deine Tätigkeit. Etwas tun zu können, lenkt (vom meist nicht allzu guten Gesundheitszustand) ab und macht ein gutes Gefühl. Und Du bist noch jung... ABER: übertreib es nicht. Denn WENN Du unter fatigue leidest, kann es zu einer Verschlechterung Deiner Kraft bzw. Energie kommen, die nicht mehr aufzuholen ist.
siehe hierzu:
https://www.netdoktor.de/krankheiten/fatigue-syndrom/#:~:text=Demnach%20zeichnet%20sich%20das%20Fatigue-Syndrom%20durch%20ein%20anhaltendes,wird%20durch%20die%20permanente%2C%20extreme%20Mattigkeit%20nachhaltig%20beeintr%C3%A4chtigt.

Sport, wie dort beschrieben, KANN übrigens, wie andere aufwendige Tätigkeiten, zu einer Verschlechterug führen. Daher sollten nur 50-70% der Kraft/Energie aufgewandt werden.
Ich wollt's nur mal sagen.
Alles Gute wünscht
Ingeborg
Man muß sich von sich selbst auch nicht alles gefallen lassen.
(Viktor Frankl, 1905-1997)

ANCA
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Re: GPA / Vaskulitiden - Arbeitsunfähigkeit

Beitrag von ANCA » Fr Jan 06, 2023 9:58 am

Danke liebe Ingeborg, dass du dieses Thema immer wieder mal nennst.
Ich habe an mir noch nicht diese, ich nenne es mal Einbahnstraße, des Energieverlusts feststellen können. Ich habe aber immer im Hinterkopf drauf zu achten.
Aufstehen, weitermachen!

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